Motta ist das Motto
Global Cuisine mit Ed Motta

Die Welt zu Gast beim (und im) Essen… In einer Berliner Küche ist unlängst mal wieder so einiges zusammengekommen: zum Beispiel die Gastgeberin Sabine Hueck, unser Chefgourmet Dieter Ilg, vor allem natürlich Ed Motta nebst Gattin, Promoterin und Produktmanager sowie kulinarische Einflüsse aus Deutschland, Marokko, Italien, Brasilien und vieler weiterer Herren und Damen Länder. Die Rezepte zum kompletten Menü gibt’s dann im zweiten Teil im nächsten Heft…

Berlin, wie es singt und lacht. Summer in the city. Wieder in Germaniens Hauptstadt unterwegs, ohne Sambagruppe, aber mit der Vorahnung, dass es gleich brasilianisch vergnügt zugehen würde. Und ich sollte mich nicht täuschen.

Ich betrete einen lichtdurchfluteten Korridor, der Wärme und Herzlichkeit ausstrahlt, die mir prompt in Gestalt von Sabine Hueck entgegenflutet, ihrerseits Berufsköchin mit brasilianisch-deutschen Wurzeln (www.sabinehueck.de).

 

So viel Farbe bin ich nicht mehr gewohnt. Alles scheint mehr zu leuchten als sonst. Sabine stellt mir gleich ihre langjährige Helferin Rosiris Garrido vor, ihrerseits Pilates-Trainerin und Akrobatin. Von waghalsigem Seiltanz nichts zu spüren, eher von Freude am Tun. Nun, Sabine und Rosiris sind schon eine Weile am Vorbereiten. Das fällt gleich beim Eintreten in die Küche auf.

Licht, Mond, Sonne? Aus der bayerischen St. Leonhards Quelle. „Ein spezielles Wasser für den Genussmenschen soll es sein“, gibt Sabine lachend von sich und stellt eine Auswahl deutscher Flüssigkeiten auf den Tisch. „Ich finde es wichtig, Gästen das Einheimische, Deutsche zu zeigen“. So reihen sich auf dem Teller Schwartenmagen respektive Sülze, Salami etc.

Die „Cocina Sabina“ hat auch einen soziologischen Ansatz. Wie kochen Japaner, die in Peru sesshaft wurden, wie kochen Deutsche, die in den Tropen ansässig sind? So ist das Mischen und qualitative Vermengen der Weltküchen Sabines Hauptanliegen. Ob Spinatbrot aus Marokko oder Brotstangen aus Italien. Fingerfood aus allen Herren und Damen Länder tummelt sich angerichtet auf dem Küchentisch. „Für den ersten Hunger, wenn er kommt.“ Sabine zwinkert mir zu. So wird er umgarnt, der Star, vom Fan. Kann denn Star-sein Sünde sein? Fragen Sie den Baum, in den die Bruthöhle genackenköpft wird. Verzeihen Sie mir den kleinen ornithologischen Ausflug in die Baumwipfel.

Es klingelt.

 

Das südamerikanische Soulmonster erscheint. Das Begrüßungsszenario als herzlich zu beschreiben wäre untertrieben. Und tatsächlich, der Kapitänsbart tragende Meisterbarde prüft sogleich, was er sieht, und er sieht reichlich Gedecktes. Ed mustert die Wasserflaschen und probiert. Ihm schmeckt das „Brandenburger Quell“, Medium aus Diedersdorf (Dohrn und Timm GmbH) vom Rande des Nuthe-Urstromtales, am besten. Dieter schmunzelt.

„Ah, Octopus, I love Octopus“. Ed fasst das Meeresgetier mit der linken Hand, und Sabine hebt das Messer zum Kampf. Doch stets bekannt, kommt das Kochen vor dem Mampf…

Sabine lässt sich trotz weiterer intensiver Zubereitungsaktivitäten nicht nehmen, Ed etwas Lardo anzubieten, von dem sie wusste, dass er es so mag. Eds Geschmack kommt meinen Vorlieben wunderbar entgegen. Logisch: Fett ist Geschmacksträger! Alte Küchenweisheit: Traue nie einem dünnen Koch. Nun, das ist natürlich von Fall zu Fall differenziert zu betrachten. Selbstverfreilich.

 

Nun ist Eds Produktmanager für Europa eingetroffen. Er trägt einen größeren Karton unterm Arm: Wein! Ed hebt die bedeutungsvoll die Augenbrauen. Götz Bühler packt die Flaschen aus, und Ed photographiert sie sogleich. Vielleicht, um eine Kolumne zu schreiben?

Die Stimmung hebt sich. Eds Frau Edna und seine Promoterin Christina Ruiz-Kellersmann integrieren sich in die allgemeine Küchenarbeit unter Sabines Regie. Die Köchinnen unterhalten sich, reden und umarmen sich immer wieder mit großer Freude.

Eine vorgekühlte erste Flasche Wein wird geopfert. Ein 2012er Westhofen Riesling trocken vom Weingut Katharina Wechsler aus Rheinhessen. Der Nachmittag startet mit 12,5 Alkoholprozenten (www.weingut-wechsler.de).

 

Noch im Schlucken und im Glasabsetzen fragt Ed nach MPS-Geschichten, nach Dieter Reith, Filmmusik von Raumschiff Orion, nach all den ganzen Anekdoten, Geschichten und Hintergründen der Hochzeit des Schwarzwald-Labels. Jetzt würde ich gerne Friedhelm Schulz an meiner Seite wissen, der hier für mich antwortend in die Bresche springen könnte. Halt, eine Anekdote fällt mir ein. Als Jugendlicher in Offenburg wohnend und intensiv wie es mir möglich war, auf den Spuren von Niels-Henning Ørsted Pedersen kurvend, schrieb ich einen Brief an Hans-Georg Brunner-Schwer, den damaligen Labelleiter und Initiator von MPS, mit der Bitte, ob es mir möglich sei, einer Aufnahme meines Idols beizuwohnen. Mir wurde negativ beschieden. Schade, ich hätte so gerne den „great Dane“ persönlich näher kennengelernt.

 

Ed bringt mich zurück in die Küchendaseinsgegenwart. Während im vorderen Hintergrund eifrig gearbeitet wird, bekundet Ed, dass sein Großvater Koch für den Privathaushalt eines Franzosen in Rio de Janeiro war. Er selbst koche zwar kaum, aber seine Frau Edna umso mehr. „Ich bin eher der Typ, der sitzt und isst“. Sabine bindet dem lächelnden Speisenliebhaber eine geblümte Küchenschürze um und äußert in Richtung Herd zurückwandernd: „Ich möchte irgendwann ein Lokal eröffnen“. Ein feines Vorhaben. Ed schnüffelt an seinen Händen und erkundigt sich nach einer Iron Soap, quasi einem Edelstahlhandling. Er möchte den noch vorhandenen Fischgeruch von seinen Händen entfernen und schwört auf dieses Produkt.

 

Auf einen Schlag sprechen wir wieder über Wein. Ed erwähnt den Winzer Dominique Laurent aus dem Burgund. Den Fruchtcharakter dessen Weine mag er sehr, aber manchmal ist ihm der Holzeinsatz zu dominierend.

Multiinstrumentalist Motta hatte in den 90ern eine Wein- und Speisenkolumne namens „Bier & Tee“ in einer der bedeutendsten Gourmetmagazine Südamerikas, „Viga – Folha de Sao Paolo“. Kein Wunder, dass Ed sich nun sehr für den von Götz angeschafften Silvaner interessiert, der fürs Essen gleich wieder kaltgestellt wird. Intensives Treiben in der Küche. Ed singt dazu die von John Williams stammende Filmmelodie von „Star Wars“ sowie eine Linie aus „Kings Road“ aus dem Jahre 1929 (mit Schauspieler Ronald Reagan). Diese Musik wurde geschrieben vom österreichisch-ungarischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold, der mit „The Adventures Of Robin Hood“ im Jahre 1938 eine der am meisten geschätzten Filmmusiken schrieb.

 

Sabine häutet den Lachs, den sie mit Kaffirlimettensaft mariniert. Im Anschluss werde ich in die Bibliothek gebeten, wo die Hausherrin mir ihre beeindruckende Bibliothek zeigt. In Brasilien besitzt sie nochmals so viele Bücher. Ich stöbere entzückt in den Regalen, während die engagierte Köchin bereits wieder in der Küche weilt. Nun macht ein Champagne, Reserve, Veuve Durand die Runde. Ökotest befindet mit „sehr gut“ laut Aufkleber. Weiteres zu Eds Weinereien: Generell hat er ein Faible für weiße wie rote Burgunder, gerne auch Geschöpfe der Loire und der Rhone. Große Flüsse haben es ihm angetan. Ich bekunde den Einfluss von George Dukes „Brasilian Love Affair“ auf mich in den frühen 1980ern. „George has the best falsetto“ betont Ed und trällert alle Songs dieser großartigen Scheibe. Ein Repertoire, der Mann. Exzellent.

Zwischen Naschen an den Snacks erklärt Sabine das Kaffirlimettenblätterschneiden. Tja, auch das will gelernt sein.

Über einem Scheibchen Lardo landet unser Gespräch bei der Tierhaltung. Musterbeispielhaft legt Mister Motta dar, warum er Foie Gras aus konventioneller Geflügelhaltung ablehnt. Das sollte den bösen Züchtern auf die Leber gehen. Nickend probiere ich etwas vom Schafskäse aus Nordportugal, der von Verwandten hergestellt wird. Sehr geschmackvoll, alle Achtung.

Erstaunlich, wie viele deutsche Weingüter der brasilianische Kellermeister kennt und über deren Flaschlinge zu erzählen weiß. Ich frage nach seinen flüssigen Vorlieben in Nordamerika, der allseits bekannten Geburtsstätte des afroeuropäischen Jazz. Witzig und unwitzig zugleich. Umgehend erhalte ich Auskunft. Von Chardonnay der Weingüter Kistler oder Williams Selyem bis zu den Pinot Noirs aus dem Russian River Valley und von Bonny Doone. Das ist ein famoses Auskennen nach Ausprobieren. Leidenschaft wird sichtbar.

Sabine instruiert, leitet, ordnet, räumt, delegiert und beantwortet gleichzeitig meine Fragen.

 

Scampi tanzen in einer Gusseisenpfanne. Ed bekommt einen zum Probieren, brummt vergnügt vor sich hin und lässt sich von Sabine die Garung der Pfifferlinge beschreiben. Mit Knoblauch und Schalotten anbraten, mit Weißwein ablöschen, Pilze herausnehmen, Sud einkochen und schlussendlich wieder zu den Pilzen geben. Die Gastgeberin nimmt dafür ein Urgestein 2011, Riesling von der Mosel, 11,5%, Edition Markus Molitor. Wer ist da nicht gerne Pfifferling!

Wir werden aufs Heftigste nun aus der Küche gedrängt, um den finalen Handreichungen nicht im Wege zu sein, und schleichen uns gen Wohnzimmer. Einladend gedeckt strahlt dieser Raum eine helle, freundliche Wohlfühlatmosphäre aus. Ein Farbenmeer…

 

Fortsetzung folgt!

 

 

Text: Dieter Ilg (www.dieterilg.de)

Jazz Cooks, Folge 63, Teil 2

Motta ist das Motto
Ein Farbenmeer.

Erinnern Sie sich noch an den ersten Teil dieser brasilianischen Esstrinkkochparty mit Ed und Sabine ? Oder wabern nur noch unscharfe Fragmente von Bildern des Zuckerhuts vor Ihrem inneren Auge ? Ein Caipirinha oder ein Caipiroska würden diesen Nebel unter Umständen nicht lichten. Eher ein von Mann Motta geliebter Riesling, der mit seiner Kühle, Mineralität und säurebetonten Strikt – wie Verspieltheit das dünne Eis, auf dem die Welt tanzt, nicht gleich brechen läßt.

Wir lassen uns auf den Stühlen nieder und fühlen Wohlumsorgtheit.

Sabine erscheint mit den Oktopuszigarren (Pulpo-Rollen), dem Garnelen-Palmherzen-Cocktail und der Salsa Criolla.

Während der Vereinnahmung dieser Speise wandert mein Blick über die Tischgarnitur, speziell die verteilten Blütenblätter. Der Mann, auf dessen Sportschuhe „Samba“ steht – reiner Zufall….. – prostet mir zu. „Zum Wohl“.

Aus der Küche schwirren Stimmen durch den Flur an unsere Ohren, die auf baldiges Heranziehen der ersten Warmspeise hinweisen lassen. Und wir werden weder getäuscht noch enttäuscht. Asparagi werden aufgetragen. Die Frühlingserdfruchtstangen. Lustvolles Entwässern im kulinarischen Zirkel.

Grün, weiß und wild. Dazu geräucherten und gekochten Schinken. Nahezu symbadisch.

Zur Sprache kommt codfish, Bacalhao. Getrockneter Kabeljau. Einst ein Brot – und Butterfisch, heutzutage eine Delikatesse und brutalst dezimiert. Das schmackhafteste Stockfischpürree aus getrocknetem Kabeljau bekam ich einst am Bodensee vorgesetzt, vom Freund eines Freundes, der gleichzeitig einen bemerkenswerten Brombeeressig zustande bringt.

Und als ich das letzte Mal musikalisch mit Rebekka Bakken in San Sebastian weilte – das Baskenland wird als höchstentwickelte Salzkabeljauküche der Welt bezeichnet -, war das einzige Souvenir, das ich mit nach Hause nahm, ein kleines Paket Bacal(h)ao. Darin ein edles Stück Lomo, vom Mittelfiletstück aus der Rückenregion dicht hinter dem Kopf eines kapitaleren Exemplars.

 

Oha, die zweite Warmspeise wird serviert: schwarzer Reis bildet das Bett für die Lachsschnitte, darum eine cremefarbene Lache der Maracuja-Weißwein-Sauce. Fruchtiges Säurespiel. Da geht’s zur Sache. Ein würziges Bier kommt mir in den Sinn, eisgekühlt.

Das ist die Eselsbrücke zum Nachtisch, eine Mango-Tarte-Tatin mit Kokosmilch-Nuß-Eis und karamellisierten Kokosraspeln. Ei, da kommen wir vor lauter Kühle ins Schwitzen. In diesem einen Falle hilft augenblicklich nur eines: 2012er Riesling Schweisströpfchen. Schwerer Tonboden mit hohem Kalksteinanteil. Kühle Süße in flüssigster Form. Süßes Leben ! Schöne, freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens ! wußte schon Goethe niederzuschreiben.

 

„Oktopus ist das intelligenteste Tier der Welt“ fügte Sabine an, als wir uns anfangs mit dem Oktopus beschäftigten. Möge die hohe Intelligenz nicht allzuoft vom Menschen ignoriert und vor dem Aussterben gerettet werden. Ab und an hilft dann noch der Greenpeace-Fischführer oder die Salzwasserfischabstinenz. In der Hoffnung, einen in klarem, sauberen Wasser schwimmenden Karpfen an die Rute zu locken. Trüschenleber kommt mir in den Sinn. Die Quappe, auch Aalrutte genannt; welch´ seltene Gelegenheit und delikat ein „Süßwasserdorsch“ doch sein kann. Ich muß unbedingt dieses Jahr noch mit einem Bodenseefischer frühmorgens aufs Boot. Was sein muß, das muß sein. Auch Ed Mottas Motto.

 

P.S. Ob Ed weiß, daß die Panettone (Fruchtkuchen) der Firma Motta aus der Lombardei zu den besten der Manufakturen zählen ?

 

Udo Jürgens hätte an dieser Stelle nur noch einen Satz von sich geben dürfen: „Aber bitte mit Sahne“.

 

Text: Dieter Ilg (www.dieterilg.de)

 

 

 

MENÜ ED MOTTA

 

Duo frutti di mare:

 

Garnelen-Palmherzen-Cocktail und Pulpo-Rollen mit Salsa Criolla

 

Spargel mit Maniok-Kräuter-Bröseln

 

Lachs auf Maracujá-Weißwein-Sauce und schwarzem Reis

 

Mango-Tarte-Tatin mit Kokosmilch-Nuss-Eis und karamellisierten Kokosraspeln

 

 

 

REZEPTE

(Für 4 Portionen), original von Sabine Hueck

 

 

Duo frutti di mare:

Garnelen-Palmherzen-Cocktail und Pulpo-Rollen mit Salsa Criolla

 

Zutaten

 

Garnelen-Palmherzen-Cocktail

600 g Garnelen (30 Stk. à ca. 20 g, ohne Kopf, mit Schale)

8 EL Mayonnaise

8 EL Sahne

3 EL Tomatenketchup

1/2 TL scharfer Senf

1 Spritzer Tabasco

4 EL Cognac

Salz und Pfeffer

 

 

Mango-Avocado-Palmherzen-Tatar

½ Mango, geschält

½ Avocado, geschält

2 Palmherzenstangen

½ kleiner Fenchel oder Sellerie

2 Schalotten, geschält

2 EL Zitronensaft

3 EL Olivenöl

Salz und Pfeffer

Salatblätter

 

Außerdem

4 Gläser

 

Zubereitung Garnelen-Palmherzen-Cocktail

Garnelen schälen (davon 12 Garnelen bis zur Schwanzflosse), am Rücken längs einschneiden, den Darm entfernen, in kaltem Wasser waschen und trocken tupfen.

Zuerst die Garnelen mit Schwanzflossen in etwas Olivenöl mit Salz und Zucker 2 bis 3 Minuten in einer heißen Pfanne anbraten und mit etwas Cognac abschrecken. Für die Dekoration zur Seite stellen. Dann dasselbe mit den anderen Garnelen wiederholen. Garnelen-Sud reduzieren und dazu geben.

 

Für die Cocktailcreme alle Zutaten mit einem Schneebesen zu einer Creme rühren. Die kalten Garnelen in dicke Scheiben schneiden und in den Sud unterrühren.

 

Mango, Avocado, Palmherzen und Fenchel in kleine Würfel schneiden. Schalotten fein würfeln. Alles in einer Schale mit etwas Zitronensaft und Olivenöl mischen. Mit Salz und Pfeffer würzen.

 

Salat waschen, trocken schleudern und in feine Streifen schneiden.

 

Mango-Avocado-Palmherzen-Tatar in die Gläser verteilen und etwas andrücken.

Den Garnelen-Cocktail auf dem Tatar verteilen, Salatblätter dazu anrichten.

Mit den restlichen Garnelen an den Rändern der Gläser servieren.

 

 

 

 

Pulpo-Rollen mit Salsa Criolla

 

Zutaten

 

Oktopus Füllung

½ kg Oktopus

1 Zwiebel

1/4 TL Koriandersamen

1 Lorbeerblatt

1 TL feines Meersalz und Pfeffer aus der Mühle

2 Lauchzwiebeln

2 Korianderwurzeln mit wenig Stängel (keine Blätter)

 

Salsa Criolla

1 große Tomate

Etwas geriebener Knoblauch (optional)

1 rote Chilischote

1 Stängel Koriander mit Wurzel

Meersalz und Pfeffer aus der Mühle

½ TL Zucker

Saft von 1 Limette

Olivenöl

evtl. etwas Brotbrösel zum verdicken

 

Außerdem

Frühlingsrollenteig

1 Eiweiß

Öl zum Frittieren

 

 

Zubereitung

Den Oktopus gründlich waschen. Mit ausreichend Wasser in einen Topf geben, sodass der Oktopus bedeckt ist. Die ganze Zwiebel, Korianderwurzeln und -samen, Lorbeerblatt sowie Salz und Pfeffer zugeben. Aufkochen und bei niedriger Hitze ca. 50 Minuten kochen, bis der Oktopus gar ist. Den Oktopus aus dem Wasser nehmen, gut abtropfen lassen, Augen sowie Mund wegschneiden und den Rest klein schneiden.

(Nach Belieben mit etwas Kräutern und klein gehackten Zwiebeln mischen.)

 

Den Frühlingsrollenteig bedeckt auftauen lassen, damit er nicht austrocknet.

Die kalte Oktopus-Füllung auffüllen, einrollen und mit dem Eiweiß zusammendrücken.

Für die Salsa den Blütenansatz sowie die Kerne der Tomaten entfernen und in Würfel schneiden. Chili in feine Ringe schneiden. Koriander mit den Stängeln hacken. Alles mit Salz, Pfeffer, Zucker, Limettensaft sowie Olivenöl durchmixen und abschmecken. Bei Bedarf mit etwas Brotbröseln verdicken.

Die Pulpo-Rollen in heißem Öl frittieren und sofort mit der Salsa servieren.

 

 

Spargel mit Maniok-Kräuter-Bröseln

 

Zutaten

Spargel

16 bis 20 Stangen weißer Spargel

16 bis 20 Stangen grüner Spargel

Etwas Salz, Zucker

1 EL Zitronensaft

3 EL Butter

 

Brösel

150 g Butter

30 g Maniokmehl

5 EL klein gehackte Kräuter nach Wunsch (z. B. Schnittlauch, Basilikum und Petersilie)

Salz und frisch gemahlener Pfeffer

1 Tomate, geschält und entkernt, gewürfelt

 

Beilage

600 g Schinken nach Wunsch

 

Zubereitung

Spargel

Spargel schälen und die holzigen Enden abschneiden. Etwa gleich dicke Spargelstangen mit Küchengarn zu 4 Portionen bündeln. Mit Salzwasser, 3 Prisen Zucker, Zitronensaft und Butter bedecken. Spargel je nach Dicke etwa 12-18 Minuten darin kochen.

 

Den grünen Spargel nur an den Enden schälen (merkt man, wenn das Messer leicht in den Spargel eindringt) und dann gleich in reichlich Butter braten bis er al dente ist. Mit Salz, Zucker und Pfeffer in der Pfanne ziehen lassen.

 

Brösel

Maniokmehl in einer dicken Pfanne hellbraun rösten, dabei immer rühren, damit das Mehl nicht verbrennt. Butter dazu geben und wenn alles geschmolzen ist, die Kräuter zu den Bröseln geben. Mit Salz und Pfeffer würzen. (Maniokmehl, auch Cassava genannt gibt es im Asiamarkt)

 

Abgetropften Spargel anrichten, mit den Bröseln und den Tomaten-Würfelchen bestreuen und mit dem Schinken auf den Tellern anrichten.

 

 

 

Lachs auf Maracujá-Weißwein-Sauce und schwarzem Reis

 

Zutaten

frisches, gehäutetes Lachsfilet (pro Person ca. 100 bis 150 g)

 

Marinade

10 Kaffirlimettenblätter

70 g Olivenöl

1 gestrichener TL Meersalz

Pfeffer aus der Mühle

 

Zubereitung

Das Lachsfilet mit kaltem Wasser waschen und mit Küchenpapier abtupfen. Mit einer Pinzette eventuell vorhandene Gräten herausziehen und das Filet in sechs Stücke schneiden. Von den Kaffirlimettenblättern den Faden in der Mitte entfernen, jeweils eine Blatthälfte klein zusammenrollen und in dünne Streifen schneiden.

 

Das Olivenöl in eine flache, ofenfeste Form füllen. Die Fischstücke auf beiden Seiten sparsam salzen und pfeffern und darauf verteilen. Die geschnittenen Kaffirlimettenblätter darüberstreuen. Mit Frischhaltefolie bedecken und mindestens eine Stunde lang marinieren lassen und unterdessen die Maracujá-Weißwein-Sauce zubereiten.

 

Anschließend die marinierten Lachsstücke ohne Abdeckung im vorgeheizten Backofen bei 100° C (Umluft 80° C) je nach Größe etwa zehn Minuten garen lassen. Der Fisch sollte beim Servieren innen noch fast roh und glasig sein, jedoch leicht zu zertrennen.

 

 

 

Maracuja-Weißwein-Sauce

 

Zutaten

3 Schalotten

1 EL Zucker

1 EL Butter (35 g)

200 ml Weißwein

300 ml Sahne

100 ml Maracujápüree

½ Tasse Wasser

1 TL Currypulver

1 TL Cayennepfeffer

1 gestrichener TL Salz

 

Zubereitung

Die Schalotten schälen, grob hacken und in Zucker und Butter andünsten. Mit dem Wein, der Sahne und dem Maracujápüree ablöschen und eine halbe Tasse Wasser dazugeben. Köcheln lassen, bis zirka ein Drittel der Flüssigkeit verdampft ist. Danach mit dem Rührstab mixen und mit dem Currypulver sowie dem Cayennepfeffer würzen, salzen und bei Bedarf mit Zucker abschmecken.

 

Die Maracujá-Sauce kurz vor dem Servieren nochmals erwärmen. Mit dem in der Kaffirlimetten-Marinade gegarten Lachs und schwarzem Reis servieren.

 

 

 

Schwarzer Reis

 

Zutaten

350 g schwarzer Reis ihrer Wahl

2 Schalotten, kleingehackt

3 EL Fenchel oder Selleriestangen, kleingehackt

1 Stängel Zitronengras

2 EL Butter

Salz

 

Zubereitung

Den Reis in einem Topf mit allen Zutaten unter Rühren anschwitzen und mit Wasser zum Kochen bringen. Danach zugedeckt bei kleiner Hitze je nach Ihrer Reis-Gebrauchanweisung köcheln lassen. Den Herd ausschalten und den Reis mit geschlossenem Deckel 15 Minuten ziehen lassen.

 

 

 

Mango-Tarte-Tatin mit Kokosmilch-Nuß-Eis und karamellisierten Kokosraspeln

 

Kokosnuss-Eis

 

Zutaten

Jeweils 500 ml Vanille- und Nußeis (etwas aufgetaut, so dass man es rühren kann)

1 kleine Tetra-Packung Kokoscreme (ungerührt, davon nur die obere feste Schicht verwenden)

30 g Kokosraspel

 

Zubereitung

Beide Eissorten mit der Kokoscreme (ohne Wasser) und Kokosraspeln verrühren und wieder einfrieren – zwischendurch öfter umrühren, damit eine cremige Konsistenz erhalten bleibt.

 

 

Karamellisierte Kokosraspeln

Zutaten + Zubereitung

1 Tasse frisch geraspelte Kokosnüsse mit 3 EL Puderzucker bei 170° ca. 10 Minuten hellbraun im Ofen backen. Gelegentlich rühren.

(Frische Kokosraspeln gibt es in der Tiefkühlabteilung in gut sortierten Asiamärkten)

 

 

Mangotarte

 

Zutaten

4 nicht zu reife Mangos

150 g Zucker

100 g Butter

1 TL frischer, klein gehackter Ingwer

400 g tiefgekühlter Butterblätterteig

 

Zubereitung

Den Zucker karamellisieren, dann die Butter und den Ingwer hinzugeben und abkühlen lassen. Die Mangos schälen, in dünne Scheiben schneiden und aufeinander mit dem Karamell in eine Form (oder einzelne kleine Förmchen) legen.

30 Minuten im Ofen bei 160 Grad backen. Aus dem Ofen nehmen und mit dem aufgetauten Blätterteig bedecken, dabei mit einer Gabel kleine Löcher stechen. Weitere 20 Minuten bei 180 Grad backen. In der Form auskühlen lassen, auf die Teller stürzen und mit dem Eis anrichten.

 

Joachim Kühn den Löffel schwingt…
Am Herd mit Joachim Kühn

Es heißt, für manchen Koch sei es einfacher, in einem fremden Bett zu schlafen als in einer fremden Küche zu kochen. Wie unser Chef-Gourmet Dieter Ilg feststellte, fremdelte auch Pianist Joachim Kühn zunächst ein wenig im Stuttgarter Küchen-Exil. Doch mit Hilfe von Art Blakey, Ornette Coleman, Miles Davis und einer Karaffe energetisierten Wassers kam er flugs in Schwung.

Eine Taxifahrt durch Stuttgart, die ist lustig… Vor allem im Heck sitzend und den fluchenden Taxifahrer beobachtend, den es anscheinend zur Weißglut treibt, wegen einer roten Ampel anhalten zu müssen. Majestätsbeleidigung, einen professionellen Berufspiloten auf vier Rädern so zu provozieren. War es bis zu dieser einen Ampel doch tatsächlich die Regel gewesen, Grün, Gelb, Rot klischee-kommunistisch zu interpretieren und zu ignorieren. Rot ist nur eine Sünde. Da scheint unter gewissen Stuttgarter Taxifahrern das Rotlichtviertel überall zu sein. Wenigstens fährt der Sternfahrer mit Kondom, Verzeihung, mit Katalysator. Einige Frauen würden den Satz unterschreiben: Kleiner Schwanz, großes Auto…
Das konnten Joachim Kühn und ich vom Taxifahrer nun nicht mehr in Erfahrung bringen, da dieser sich offenbar weigerte, mit uns zu sprechen, unsere Verlautbarungen gar nicht zur Kenntnis nahm oder hörte. Am Ziel angelangt, schnell bezahlt, nix wie raus aus der Karre, tief durchgeatmet. Erleichterung zuvorderst, dann Kopfschütteln und gegenseitiges Angrinsen, während Joachim den Klingelknopf unserer Gastgeber zum Swingen animiert.
Dagmar und Hans Batschauer, Leiter einer Beratungsagentur und Agenten Jean-Luc Pontys, führen Joachim sogleich in den Operationssaal. Doch bevor die kochtechnischen Utensilien und dergleichen mehr unter die Lupe genommen werden, zieht es Joachim zum CD-Spieler. Speziell zu seinem Kochen mitgebracht, zückt er drei CDs aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, die wohl seine sinnbildendsten musikalischen Vorbilder repräsentieren. Doch dazu später mehr. Erst wird der Tabak gedreht und ein Feuerchen gezündet, denn gut Ding will Weile haben. Zumal das Kommen unseres Fotografen noch aussteht. Und eben auf demselben lag diesmal die Verantwortung des Nahrungsmitteleinkaufs.
Tütenbeschwert taucht Axel Görger in unser Bewusstsein und forciert durchs Auspacken der mitgebrachten Güter den Beginn unserer Kochsitzung. Schwuppdiwupp kleppern schon die ersten Töpfe, beginnen die zögernden Annäherungsversuche an die Eigenheiten der fremden Küche. Für manchen Koch soll es ein- facher sein, in einem fremden Bett zu schlafen als in einer fremden Küche zu kochen. Dagmar instruiert Joachim, wie man mit den Feinheiten des Herdes umgeht. Die gelbschwarzen Fliesen lugen spitzbübisch nach oben, in Erwartung der fallenden Späne. Angetrieben von Art Blakeys „The Big Beat“ aus dem Jahre 1960 startet die gemeinsame Enthäutung der Riesenchampignons. Joachim schwärmt vom Pianisten Bobby Timmons und jauchzt ob der klingenden Pianoläufe desselben: „Die Scheibe ist zum Kochen ideal, ich kenne jeden Ton in- und auswendig.“ Je mehr hautlose Pilze, umso intensiver erscheint Wayne Shorters Spiel.
Tabaknebel wuchert durch die Nasenräume und bildet Wolken hinter der mit einem Bergkristall (griech. krystallos = gefrorenes Eis) versehenen Karaffe. Ausgeliehen von Axels Mutter, liegt er am Grunde des Heilwassersees. Joachim beschreibt die Wirkungsweise des Steines, den er mit besonderem Mineralwasser unbedingt haben wollte. Jetzt benetzen wir den Schlund mit energetisiertem Wasser. Meine kurze Internet-Erkundung ergab, dass Hildegard von Bingen die Wirkung des Bergkristalls gegen Geschwürbildung und zur Verbesserung des Augenlichtes kannte und dass dieser Stein aufgrund seiner Klarheit einen „guten Riecher“ für den richtigen Zeitpunkt geben würde. Er ist gekommen, der Zeitpunkt, uns wieder intensiver mit der Essenszubereitung und den entsprechenden Düften zu befassen. Joachim scheibelt freihändig die Pilze. In mir irrwandelt ein Bild von einer 0,1-Liter-Pilstulpe. Es ist sofort verschwunden, als ich sehe, wie Joachim kühn die Zwiebeln an beiden Enden köpft, diese schält und in grobe Scheiben schneidet: „Ich hab’ jedes Solo von Bobby Timmons auf dieser Scheibe auswendig gelernt“, sagt Joachim mit glücklicher Stimme. Während sein Hero weiter das Klavier bearbeitet, selbst der Reis im Kristallwasser der Garung entgegenfliegt und unser Pianomeister über Daniel Humairs Erscheinen auf den Titelseiten gastrophiler franzö-sischer Fachblätter berichtet, hat sich Hans der weiteren Gemüsesäuberung an- genommen. Auch ich komme nicht drum herum, den Fisch feinstmöglich zu scheibeln. Messer marsch!
Jetzt übernimmt Ornette Colemans „The Shape Of Jazz To Come“ aus dem Jahre 1959 die Beschallung und treibt Joachim in die Höhen der Vinaigrette-Zubereitung. Noch birgt die Tiefe der
Salatschüssel gähnende Leere. Zitrone, Sojasauce, Sonnenblumenöl, Salz, Senf, Avocadofleisch sind die ersten Gäste. Zerfetzte Tomatenstücke starten zusammen mit dem so genannten Himalaya-Salz – Joachim benutzt ausschließlich solches – eine kleine Liaison, fertig ist der Swingerclub. Die groben Gurkenstücke hechten in Kahnscher Manier lehmännisch ins Geschehen. Abschmecken ist angesagt.
„Musik – so offen wie möglich“, ist Joachim Kühns Leitspruch, seine Lebensdevise. Unser Hexenmeister gibt etwas Sojasauce zu den gedünsteten Champignons, Topfdeckel hebend wird alles begutachtet. Nun etwas Mirin – eine Reiswein-Würzsoße – zu den Pilzen, noch einmal ein Hauch Sojasauce. Testen ohne Mikrofon. Dagmar bringt die Brotschneidemaschine in Stellung und unterstützt die finalen Zubereitungshandlungen. Joachim bittet zu Tisch, der fein gedeckt seiner Anrainer harrt. Jeder nimmt sich nun einige Scheiben vom Lachs und Thunfisch, betröpfelt und bestreut diese nach Gusto mit Sonnenblumenöl, Salz und Pfeffer oder sogar in ganz japanischer Manier mit Sojasauce.
Der dritte Silberling wird dem Laufwerk des CD-Spielers anvertraut. Es ist Miles Davis’ „Milestones“ aus dem Jahre 1958. Die LP dieses Albums war Joachims erster Tonträger, den er mit eigenem Geld bezahlt hat, Ende der 50er-Jahre in Berlin.
Die Zeit für ein Gläschen Weißwein ist herangereift. Ein 2005er Anthilia von Donnafugata, gemacht aus den beiden autochthonen Traubensorten Ansonica und Catarratto aus Sizilien. Wie die Wahlheimat Joachims im warmen Süden Europas gelegen. Wer die seltene Gelegenheit, einen vernünftigen Wein aus Ibiza zu verkosten, nicht missen möchte, dem sei folgender Rotwein an die Zunge gelegt: ein 2002er Es Divi von Tannys Mediterranis (Monastrell auf wurzelechten Rebstöcken aus einem 40-jährigen Weinberg).
Wir prosten uns zu. Joachim berichtet, dass er am liebsten zu Hause herumhängt oder sich am Strand in sein favorisiertes Lokal Mar Y Sol setzt. Leichtes Essen ist sein Motto. Morgens Wasser und Kaffee, nachmittags etwas Obst und abends eine warme Mahlzeit.
Da lacht die gut abgeschmeckte Salatsoße im Duo mit dem Feldsalat. Gleich darauf müssen wir schnell zu Potte kommen, da sich das Gemüse schon vom Zustand des „al dente“ zu verabschieden droht. Kasus knacktus. Joachim füllt bereits in der Küche die Teller mit Champignons, Gemüse und Reis. Fertig. Am Tisch noch, wie es beliebt, einige Tropfen des Mirin oder der Sojasauce darüber. Fix und fertig. Es ist vollbracht. Der abgeseihte Bancha, ein gerösteter japanischer Grüntee, wärmt als Digestiv unsere Gemüter und sorgt für einen klaren Kopf nebst der Verdauungsförderung. Die Sammeltrompete klingt in der Ferne und will an den bevorstehenden Soundcheck erinnern wie Kirchturmglocken an den Gottesdienst. Ein Taxifahrer läutet – Joachim und ich verschwinden wie Geister, die gerufen. Hinab in die Stuttgarter Schlünde, von den Töpfen in den Kessel.
Rezepte des wagemutigen Joachim (alle Zutaten, soweit möglich, aus biologischem Anbau!):Roher Fisch – für 4 Personen
Jeweils 250 g Lachs und Tunfisch, in dünne Scheiben geschnitten, auf einer oder zwei Platten angerichtet.Feldsalat Ibiza
Tomaten, Gurken, Zwiebeln nach Menge und Form beliebig zerkleinern und mit dem gewaschenen Feldsalat vermengen. Vinaigrette in der Anrichtschüssel vermengen aus folgenden Zutaten: etwas Zitrone, Himalaya-Salz, bestes Sonnenblumenöl, Pfeffer, Sojasauce, Senf sowie das Fleisch einer Avocadohälfte. Kurz vor dem Servieren den Salat mit der Vinaigrette vermengen.

Reis mit Gemüse und Pilzen
1 kg Champignons (große Exemplare) enthäuten und zugedeckt in der Eigenflüssigkeit
dünsten. Lauch, Brokkoli, Möhren und frische Zwiebeln zerkleinern und in einem Kochtopf
mit Einsatz (1, 2, 1-2-3-4… 🙂 gar dämpfen. Alles, insbesondere die Pilze, nach Gusto
mit Mirin (Genmai Su und/oder Mikawa Mirin) bzw. Sojasauce vorsichtig abschmecken.
Basmatireis gar kochen. Anrichten.

Dessert
Frisches Bio-Obst wie Äpfel, Mandarinen und Erdbeeren zum rohen Verzehr.

Wasser
Bestes stilles Wasser im Glas, nicht aus der Plastikflasche. Bergkristall waschen und in eine Karaffe legen. Wasser drüber und in der Regel drei Stunden verweilen bis zum Trinken.

Hellblau und Dunkelrot
Unter einem Dach mit Lisa Bassenge

Unter den Dächern von Berlin ließ sich unser Chef-Gourmet Dieter Ilg dieses Ma(h)l von der vielseitigen Sängerin Lisa Bassenge bekochen. Ein reiches Bouquet aus Düften, Geschmacksnoten und Farbtönen regte alle Sinne an, verführte zu gewagten Assoziationen und ließ die Gedanken frei in alle Richtungen schweifen.

Ein Samstagabend in Berlin. Hoch oben unterm Dach, der Duft feiner Speisen erfüllt das dröge Treppenhaus. Die Flöte des Rattenfängers von Hameln ist Kinderkram dagegen. Lisas Tochter ist zu vernehmen, die Mutter lacht, Freund Jonathan lächelt. Rein in die Küche, in der schon aufs Heftigste gewerkelt und geschuftet wird. Die Farbe Hellblau brennt sich in mein Gedächtnis wie ein immer wiederkehrendes Motiv. Der Brotkorb, die Tisch-decke, die Kindersocken. Geruchs-Synästhesie, nun ja, manche Menschen sehen Farben, wenn sie Musik hören oder wenn ih-nen ein bestimmter Duft in die Nase steigt. Werde ich also immer an die Farbe Hellblau denken müssen, beim Duft gemesserten Knoblauchs oder dem sirenenhaften Magnetismus der Röststoffe, die dem der Hitze geopferten Lammstück entspringen? Zuerst lenken mich die dunkelrot gefärbten Fingernägel Lisas von meinen Fantasien ab, dann fällt mir die farbliche Entsprechung der Roten Bete dazu auf, das rohe Fleisch, der Emailletopf. Der Lammfond von Lacroix hechtet in den Bräter – ohne Schuppen und Gräten –, der Thymian riecht klar und deutlich. Wir sprechen von den verführerischen Düften und intensiven Geschmacksnoten frischester Kräuter. Mein Tipp ist immer noch voll schwärmend (siehe auch Heft Nr. 61, Jazz Cooks 27): Exotischer Kräutergarten, Dr. Ali Moshiri, Lichterfelder Allee 47C, 14513 Teltow, 03328-433459, Exotischer-Kraeutergarten@web.de. Ein Wahnsinn der sinnlichsten Nasenart.

Bleiben wir in der blumigen Sprache: Es soll erwähnt werden, dass die Rote Bete unseres „Beilagensalats“ zur Ordnung der Nelkenartigen gehört. Im Gegensatz zu einem Blatt Notenpapier können die Blätter des genannten Wurzelgemüses gekocht auch verzehrt werden (mangoldähnlicher Geschmack). Sie sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen und haben die Eigenart, die Funktion der Leber zu unterstützen. Da der Ursprung dieser Wurzel (Beta vulgaris) mehr oder minder im Mittelmeerraum zu vermuten ist, nach Nordafrika lenkt, sind wir schon sehr nahe am Iran, dessen reiches, kulturelles Erbe unzweifelbar ist. Hier kreuzt sich unsere gedankliche Linie zurück zu Dr. Moshiri und Lisa Bassenge. Ob das nächste Album mit „Safran“ betitelt wird…?
Jonathan assistiert wie ein Weltmeister im Hintergrund, ohne Frings kein Ballack eben. Nebenbei und aufgrund unserer Geflügellebercreme palavern wir über Fernsehköche, Starallüren und Kochsendungen. Die Namen des Engländers Jamie Oliver und seines deutschen Klons Tim Mälzer fallen. Ich glaube mich zu er-in-nern, das Wort „hundefuttermäßig“ vernommen zu haben. Nun, zumindest bei Herrn Mälzer kostet Zeit Geld. Ich denke mir: Entweder ist das Zeitgeist oder der gute Mann wird pro ausgesprochenem Wort bezahlt, quasi pro Anschläge die Minute. Schlagobers.
Lilia beobachtet ihren Vater genauestens beim Brotschneiden: Sie spekuliert auf das erste Butterbrot. Konditionierung ist das A und O. Meersalz fliegt ins Kartoffelwasser, der Topf sprudelt.
Lisa reduziert den Portwein, in dem sich die kleingeschnittenen Schalotten hin und her wiegen, räkeln und zwischen den aufsteigenden Blasen hüpfen. Ob ein neuer Gasherd wohl sinnvoll wäre?, sinniert Lisa und kommt auf die Einkaufsmöglichkeiten in Berlin zu sprechen. Wir reden über die Qualität von Lebensmitteln, die Schwierigkeiten des Einkaufs, über Magazine wie Ökotest, Stiftung Warentest etc. Umfangreiche Informationen findet der geneigte Leser bei: www.greenpeace.de/einkaufsnetz oder www.foodwatch.de oder www.food-detektiv.de. Die eigene Nachforschung beim regionalen oder lokalen Anbieter hochwertiger Nahrungsmittel wäre auch äußerst empfehlenswert. Es muss nicht immer „Kaviar“ sein… Ein erstklassiges Brot mit geschmacklich intensiver Butter macht auch glücklich, siehe Lilia. Erwachsene, nehmt euch ein Beispiel an den Kindern.
Nun denn, ein Erich Kästner schrieb Folgendes: „Freunde, nur Mut! Lächelt und sprecht: Die Menschen sind gut, bloß die Leute sind schlecht.“
Da auch im Lebensmittelsektor das Geld offenkundig die Welt regiert, hilft jetzt nur noch ein Glaserl Wein: Ericka, 2004er Chateau Lafitte-Ceston, F-32400 Maumusson, ein Weißer aus dem Madiran. Die Geflügellebercreme beschwert sich nicht über diese französische Beglei-tung. Ebenso wenig wir.
Jetzt ist es an der Zeit für Lisa, das Lamm in Scheiben zu schneiden, das Fleisch sieht perfekt gegart aus. Auf den Teller damit. Jonathans Senfdressing kleidet den grünen Salat und bringt Frische ins Spiel, die gegarten grünen Bohnen bekommen zum Abschluss noch ein dünnes Kleid von ausgepresstem Knoblauch. Die La-Ratte-Kartoffeln passen bestens. Die Stürmer verwerten.
Und während wir uns schluckweise an Lisas Rotweinempfehlung laben, einem 2004er Mas d’Auzieres Les Eclats, einem Coteaux du Languedoc AOC (Weinhandlung Bruhn, Güntzelstraße 47, D-10717 Berlin, Tel. 030-8739008), widmet sich Lisas Tochter inniglichst dem Lammkeulenknochen. Haut und Knochen sind ihr Ding. Haute cuisine im ursprünglichen Sinn.
Doch noch ist nicht der Kuchen verteilt. Jeder will ein Stück davon haben. Die Tarte wird aufgeteilt und schwester- wie brüderlich geteilt. Welche Geschwistererfahrungen bei jedem im Spiel sind, diskutieren wir nicht, sondern Brasilienbesuche werden erwähnt, Filmvorlieben geklärt, die Küche aufgeräumt und die Essensreste unter Plastikfolie eingepackt (dank an Jonathan). Den Rausschmeißer macht ein Sauerkirschbrand von der Edelobstbrennerei Ziegler aus 97896 Freudenberg (www.brennerei-ziegler.de). Er gibt der Tiefe des Raumes enorme Wirkung, und zum Schluss halten wir alle mit unserer Freude nicht hinter dem Berg. Lisa hat ihre Tochter bereits ins Bett gebracht, der nächsten Babypause gedenkend, und fügt noch weise ins Geschehen, dass wohl Kaiser Friedrich die Hugenotten nach Berlin „importiert“ habe. Bonfortionös, jetzt machen wir keine Fisimatenten mehr und verneigen uns vor der Gastgeberin für ihr Mahl unterm Dach der guten Wünsche. Hellblau und Dunkelrot.RezepteRote-Bete-Salat: 3 bis 4 große Knollen Rote Bete, 2 bis 3 Schalotten, Olivenöl,
Zitrone, Aceto Balsamico, Salz, Pfeffer, eine Prise Zucker
Die Rote Bete in einem Topf mit Wasser bedecken und zum Kochen bringen, auf kleiner Flamme so lange kochen, bis sie weich ist. (Das dauert länger, als man denkt, so ca. ein bis zwei Stunden.) Wenn sie durch, aber noch bissfest ist, rausnehmen, schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Schalotten fein hacken und dazu geben. Mit den restlichen Zutaten abschmecken. Auch lecker dazu: gehackter Koriander.Lammkeule: 1 Lammkeule, vom Metzger ausgelöst, ohne Knochen, ca. 800 g, Salz, Pfeffer, 1/2 Tl. Thymian, 4 Knoblauchzehen, 20 bis 30 kleine Schalotten, 5 El. Olivenöl, 1/4 l Fleischbrühe, 1 El. Tomatenmark
Die Lammkeule von Haut und gröberen Fett-Abschnitten befreien, auf einem Brett ausbreiten und mit Salz, Pfeffer und einer Prise Thymian würzen. Eine Knoblauchzehe schälen, in dünne Scheiben schneiden und auf dem Fleisch verteilen, Keule zusammenrollen und mit Küchengarn zusammenbinden. Auch außen salzen und pfeffern. Die Schalotten pellen, ganz lassen, die restlichen Knoblauchzehen pellen und grob hacken. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Das Öl in einem gußeisernen Bräter auf dem Herd erhitzen, die Lammkeule von allen Seiten fünf bis sechs Minuten scharf anbraten. Schalotten und den Knoblauch dazugeben und noch kurz braten. Mit der Fleischbrühe ablöschen, das Tomatenmark und den restlichen Thymian einrühren und den Bräter offen in den heißen Backofen schieben. Nach 30 Minuten einmal wenden. Nach 50 Minuten ist das Fleisch gar, aber noch rosa und schön saftig. Je nach Geschmack länger braten, aber vor dem Aufschneiden unbedingt zehn Minuten im zugedeckten Bräter (natürlich nicht mehr im Backofen) ruhen lassen.Geflügellebercreme mit Portweinsauce (Biolek): 150 g Hühnerlebern, 2 Schalotten, 1 saurer Apfel, Sonnenblumenöl, 2 bis 4 El. Calvados, Salz, Pfeffer aus der Mühle Für die Portweinsauce: 3 Schalotten, 1/8 l Portwein, 2 bis 3 El. Schnittlauchröllchen, Salz, Pfeffer
Die Hühnerlebern putzen und in grobe Stücke schneiden, Schalotten fein hacken, Apfel schälen und entkernen und in Würfel schneiden. Die Schalotten im Öl anbraten, bis sie glasig sind, Apfel dazugeben und anbraten, schließlich die Leberstücke zugeben und alles unter Rühren garen, bis kein Blut mehr aus der Leber tritt. Den Calvados darübergießen, kurz warm werden lassen und mit einem langen Streichholz flambieren. Die Mischung mit Salz und Pfeffer würzen, etwas abgekühlt im Blitzhacker zu einer glatten Creme pürieren. Im Kühlschrank einige Stunden kühlen.
Für die Sauce die Schalotten sehr fein hacken. In einem Topf den Portwein mit den Schalottenwürfeln erhitzen und ohne Deckel einkochen lassen, bis die Sauce sämig gebunden ist, dabei in den letzten zehn Minuten die Schnittlauchröllchen zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die abgekühlte Creme auf Baguettescheiben, Cracker oder Bauernbrot streichen und mit der Portweinsauce beträufelt servieren.Tarte aux Pommes (sehr einfach!): Blätterteig (gefroren), 2 bis 3 säuerliche Äpfel, Butter, Zucker (1 bis 2 El.), einen Becher Sahne
3 Scheiben Blätterteig aus dem Kühlregal antauen lassen und auf einer bemehlten Fläche zu einem glatten, sehr dünnen Teig ausrollen, in eine gefettete Springform legen und die Ränder umklappen, sodass der Teig am Rand etwas dicker ist. Mit einer Gabel einstechen. Die Äpfel schälen und entkernen und in ca. 1 cm breite Scheiben schneiden.
Auf dem Teig auslegen und mit einem El. Zucker bestreuen. In den auf 180 Grad vorgeheizten Ofen stellen. Nach 20 Minuten, wenn der Zucker schon etwas karamellisiert ist, die Sahne drübergießen und den zweiten El. Zucker darüberstreuen.
Wenn die Sahne etwas verkocht ist und sich eine karamellfarbene Zucker-Sahne-Schicht auf dem Kuchen gebildet hat, ist er fertig (insgesamt ca. 40 Minuten).Empfehlung des Autors: Im Buchladen bin ich in der Vergangenheit des öfteren daran vorbeigegangen, habe reingeschnuppert, geäugt und es wieder verunsichert zurückgelegt, bis mir ein lächelnder Freund einmal ein frisch gedrucktes Exemplar schenkte. Seither bin ich infiziert und nahezu süchtig nach dieser Buchdroge, die viermal im Jahr erscheint: Häuptling eigener Herd. Ausgezeichnet mit dem Gourmand World Cook Book Award 2005. Lesevergnügen und Inspiration zugleich. Näheres: www.haeuptling-eigener-herd.de

tok, tok, tok – und herein kommt Lars
Mit Lars Danielsson bei tok tok tok

Zwei Bassisten in einer Küche: Kann das gut gehen? Es kann, wie das kulinarische Gipfeltreffen des Jazz-thing-Chef-Gourmets und Bassisten Dieter Ilg mit dem schwedischen Bassisten Lars Danielsson und den Acoustic-Soulern tok tok tok aka Tokunbo Akinro und Morten Klein zeigte.

Es dämmert der Tag, müde schließen sich die Augenlider, die Äuglein fallen langsam ins Schloss. Aber halt, Schluss mit jeglicher Schläfrigkeit. Ich bin nur zu spät, haste die Treppe hoch und werde von Tokunbo Akinro sogleich empfangen. Alle sind schon da, Lars Danielsson und Morten Klein nicken vergnügt. „Sonst trifft man sich ja nur bei Festivals oder Konzerten hinter der Bühne, nach und vor unserem jeweiligen Auftritt, jetzt fuhrwerken wir gemeinsam in der Küche“, begegnet Lars mir freudestrahlend. Ich stimme zu und packe mein „Sommelier-Instrumentarium“ aus dem Rucksack: in vino veritas, in alkohol diabolo, in farcto drogo… Ein lang gezogenes Ahhhhhh! ertönt aus trockenen Kehlen.
Bevor auch nur ein Hauch gearbeitet wird, erklingt das artikulierte Entflaschtwerden eines einsamen Korkens. Die mit Baccate de Peche de Vigne, Liquer de Bourgogne von B. de B. Dean de Luigne aus F-Beaune, gefüllten Sektkelche gieren nach dem frischen Sekt 2004er-Riesling, Brut Nature (ohne Dosage), Pommerner Rosenberg vom Weingut Alois Schneiders. Die erste Hürde ist genommen, der 3.000-Meter-Hindernislauf ist gestartet, der erste Wassergraben bewältigt.
Lars stürmt die Apfelpyramide, schält und entkernt mit einem kleinen Messer in einer dunklen Küchenecke die säuerlichen Boskop-Früchte, während Tokunbo das gerichtete Gemüse in Windeseile würfelt. Morten nimmt kein Blatt vor den Mund und neckt die kochende Runde, dass er es heute Abend am leichtesten erwischt hat mit seiner Vorspeise, die nur eine kundige Einkaufsstrategie benötigt, um zum Erfolg zu kommen. Auch Nichtköchen gelingt seine Wahl. Das Wichtigste, das Non-plusultra des wahren Kochens, ist die Qualität der Ausgangsprodukte. Ohne Fleiß des Erzeugers kein Preis des Kochs. Wer am falschen Ende spart, den bestraft das Leben. Ohne Gammelhirn kein Gammelfleisch.
„Meckern erwünscht“ ist die Devise des Ziegenhofs Zastler der Familie Rita Gehring (Adamshofweg 1, 79254 Oberried/Zastlertal, fon 07661/627610, fax 07661/907873 mit „24 hours drive-by Selbstbedienungskühlschrank“, Mitglied der Käseroute Naturpark Schwarzwald e.V.), und ich vernehme ein nettes nachbarschaftliches Klischee: Dänisch ist keine Sprache, sondern eine Rachenkrankheit… Gemeinsames Glucksen. Und wusstet ihr, dass man ca. 12 Liter Milch benötigt, um ein Kilogramm Bergkäse herzustellen?Schwarzwälder Ziegenfrischkäse mit Honig und Feigen (Morten Klein)
Für 4 Personen
4 kleine Frischkäselaibe (je 100 g) aus biologischer Rohziegenmilch (in Deutschland nur ab Hof oder auf dem Markt direkt vom Erzeuger erhältlich), hochwertiger Tannenhonig (flüssige Konsistenz), 4 Feigen
Die Feigen in Viertel zerteilen und jeweils sternförmig auf vier kleine Dessertteller drapieren. Die kleinen Frischkäselaibe vierteln und zwischen den Feigen platzieren. Erst kurz vor dem Servieren den Ziegenfrischkäse üppig mit flüssigem Tannen- oder Waldhonig überziehen. Fertig.

Nachdem nun likörisierter Moselsekt mit dem verhonigten Ziegenkäse die erste Berührung einläutete, versuchen wir auch schon die Begegnung der Vorspeise mit einem grünen Veltliner Kies, 2004er von Kurt Angerer aus dem österreichischen Lengenfeld, die nicht allzu schlecht verläuft und auch zur Hauptspeise geleiten könnte. Doch zuvor bewegt sich Tokunbo bereits wieder umfassend mit dem Frittieren der Plantains (Kochbananen). Wir sprechen nebenbei über Jazzmagazine – in höchsten Tönen –, tiefblickende Aussagen umschwärmen wie Motten das Licht. Klatsch, Morten jagt eine mehlgeile Lebensmittelmotte. Treffer. Zur Sache.
Tokunbo richtet an, die weißen Teller werden mit Mangostücken drapiert, die Ratatouilleartige Sauce ragt neben dem dampfenden Reis in die Lüfte. Die Kochbananenscheiben knacken unter blitzenden Zähnen. Wie schwacher Donner verhält sich der Shiraz 2002er Rosemount Estate, South Eastern Australia, der in die Knie geht ob der Fruchtsäure der Mangos und der Chili-Schoten-Schärfe. Ein belgisches Trappistenbier oder ein kultiges Tannenzäpfle der badischen Staatsbrauerei Rothaus hätten wesentlich besser dazu gepasst. Meine Weinmitbringsel sind ein Blind Date, denn ohne zu wissen, wer was kochen wird, habe ich in meine Vorräte gegriffen. Frisch gepresster Orangensaft macht auch die Runde. Jetzt ist der Shiraz wirklich im Eimer. Der O-Saft lächelt siegestrunken. „Wer siegen lernt’ in Niederlagen, wird auch das Glück des Siegs ertragen“, sprach der Dichter Geibel.

Nigerianische Plantains mit Reis und Auberginen-Tomaten-Sauce
(Tokunbo Akinro) Für 4 Personen
2 Becher Reis, 1 gr. Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 1 Aubergine, 1 gr. Zucchini, 500 g Cocktail-Strauchtomaten, 1 Dose Tomatenmark, 2 kl. Chilischoten, Salz, etwas Butter, 4 Plantains (Kochbananen), 1 bis 2 Mangos, Pflanzenöl, Küchenrolle
Die Aubergine in Scheiben schneiden, auf einem mit Salz bestreuten Teller auslegen und mit Salz bestreuen, sodass sie beidseitig bestreut sind (das entzieht die Bitterstoffe und gibt bereits Aroma), 20 Minuten ziehen lassen. Zwiebel, Zucchini und Tomaten (Strunk entfernen) in kleine Würfel schneiden. Die Knoblauchzehe und die Chilischoten in Würfel schneiden.
Die Zwiebelwürfel in einer Pfanne auf kleiner Flamme in etwas Butter goldgelb braten, die Zucchini hinzufügen, nach eigener Vorliebe salzen (Tipp: 2 bis 3 Prisen Salz), nach ein paar Minuten die Dose Tomatenmark, die Chiliwürfelchen und die Knoblauchzehe hinzufügen. Nach 5 Minuten die Tomatenwürfel dazu.
Den Reis mit der eineinhalbfachen Menge Wasser in einem kleinen Topf auf hoher Flamme (Gasherd) ohne Deckel kochen. Salz und etwas Butter dazu. Bei Verdampfen des Wassers die Flamme reduzieren und mit geschlossenem Deckel ca. 7 bis 10 Minuten weiter garen lassen. Der Reis sollte bissfest sein, kann auch gerne am Boden etwas knusprig werden. Nach 20 Minuten das Salz von den Auberginenscheiben mit einem Stück Küchenrolle abtupfen. Die Aubergine ebenfalls in Würfel schneiden und in einem Extra-Topf kurz in etwas Butter anbraten (nur wenig Butter, damit die Aubergine nicht zu fettig wird). Die Würfel der Sauce hinzufügen und die Sauce weiterhin auf kleiner Flamme köcheln lassen. Die Plantains schälen und diagonal in Scheiben (ca. 0,5 bis 1 cm dick) schneiden. In einer großen, hohen Pfanne auf mittlerer Flamme in reichlich Pflanzenöl braten, dabei die Scheiben auf dem Pfannenboden auslegen. Sobald die Plantains goldbraun sind, auf einem mit Küchenrolle ausgelegten Teller auslegen und das überschüssige Öl abtupfen. In einer flachen Schale im Backofen bei 50°C warm halten, bis alle Plantains gebraten sind. Die Mangos würfeln und mit Plantains, Reis und Sauce servieren.

Wir gönnen uns eine kleine Verschnaufpause, in der Lars die bereits vorgegarten Paradiesfrüchte mit der buttrigen Creme überzieht und das Ganze wieder in den Backofen zurückbefördert, damit die Nachspeise zur Vollendung reift. Wir klönen über Hannover 96 und den SC Freiburg. Beim Sport angelangt, werfe ich folgende Quizfrage in die Runde: Kann mir jemand sagen, warum eine erschreckend hohe Anzahl von Mountainbikern (ja genau, die mit Spezialkleidung modellierten Erosionsbeschleuniger, des Wanderers Waldschreck) eine Parfümwolke nach der anderen hinterlassen, wenn sie an dir keuchend vorbeitreten? Warum duscht man/frau sich, bevor der Lieblingssport betrieben wird? Ist es die Angst, der eigene Schweiß unter der Plastikuniform könnte riechbar sein? Ein interessantes Phänomen, oder? Ach, es gibt Wichtigeres.
Phänomenal erdig wie irdisch dampft der satt gekleidete Apfel auf dem Teller und duftet himmlisch. Mal mit, mal ohne Vanilleeis. tok, tok, tok – und herein kommt Lars.

Tosca Apples (Lars Danielsson) Für 4 Personen
6 säuerliche Äpfel, 100 g Butter, 100 g Zucker, 100 g Mandeln, 2 gestrichene El. Weizenmehl, 2 El. Milch
Heize den Backofen auf 225°C vor. Eine Backform gut ausbuttern. Die Äpfel schälen und aushöhlen, d.h. das Kerngehäuse entfernen, sodass die Äpfel ganz bleiben. Diese in kaltes Zitronenwasser legen, damit sie nicht braun werden. Die Mandeln in kleine Stücke hacken.
Die Äpfel nebeneinander in die Backform legen und sie 10 Minuten im Ofen vorgaren. Mehl, Zucker in einem Topf ca. 3 Minuten köcheln. Die Mandeln hinzugeben und die ganze Masse über die aus dem Backofen genommenen Äpfel verteilen. Weitere 10 bis 15 Minuten im Backofen fertig garen.

Dazu passt vorzüglich Vanilleeis und/oder Vanillesauce. Gerne auch ein Sauternes als Weinmedizin dazu.

Empfehlung des Autors:
Ich bin immer wieder hin und weg von einer Orangen-Marmelade, die in Italien gerade einen besonderen Preis abgestaubt hat. Sie kommt aus den Händen und Gärten der Nonnen eines Karmeliterordens. Da kann der ehemalige Ministrant des Klosters unserer lieben Frau zu Offenburg nicht widerstehen. Warum auch? Alleinimporteur (!): Moka, Michael Grafschmidt, Hildastr. 17, Freiburg, Tel. 0761/8814581, www.moka-kaffee.de
Feinsten Weißtannenhonig und vieles Honigliche mehr – auch fein duftende Bienenwachs-Waben zum Kerzenselberdrehen: Honig-Galerie, Fischerau 8, 79098 Freiburg im Breisgau, Tel. 0761/2024447, Fax 0761/13776820, www.honiggalerie.de

Trio Gastronale
Am Herd mit Christopher Dell, Michael Schiefel und Michael Wollny

Über Geschmack lässt sich nicht streiten – über Kochzutaten umso trefflicher. Debattierte Sujets beim kulinarischen Gipfeltreffen unseres Chef-Gourmets Dieter Ilg mit Christopher Dell, Michael Schiefel, Michael Wollny und deren Manager Tobias Schuster unter anderem: die Pros und Kontras von Sojawürsten, Sojaaufschnitten und Sojablöcken, Fett im Allgemeinen, Butter und Margarine im Speziellen.

Darmstadt, Münster, Schweinfurt. Drei deutsche Geburtsstädte, drei deutsche Typen. Mittendrin im auf der Landkarte gezogenen Dreieck: das Reiskirchener Kreuz mit der A5, auch E40 genannt. Da die meisten deutschen Autobahnraststätten – im Gegensatz zu den österreichischen – aus nahrungsmitteltechnischen Gründen gemieden werden sollten („man fährt so, wie man isst“), genießen wir unsere Kochwerdung in der Hauptstadt Berlin, nicht kopflos, ohne E405, aber mit Reis. Also kein Kreuz mit der Kirche. Auch keine Reis streuenden Mädchen…
Dafür mit Tobias Schuster, Manager aller drei kochenden Akteure, seinerseits Karottenlehrling in Ausbildung. Mit sympathisch urbayerischer Brotzeitruhe lässt er sich bereitwillig in die Kunst der Messerführung einweisen. Ein Zögling Elmaus, der mit dem Namen seiner Agentur „shoestring“ an einige Bergwanderungen erinnert. Ein Berchtesgadener auf eigenen Beinen in Berlin, an Auftritten für seine „Schützlinge“ intensiv arbeitend. Christopher Dell und Michael Schiefel beobachten ihn mit Freude in der Küche mithelfend. Die beiden sind schon heftig in ihre Vorbereitungen vertieft, Michael S. erfrägt so manches Werkzeug vom Inhaber der Küche. Christopher da, Christopher dort, alle am gleichen Ort. Noch nie war dieser Raum von so viel gleichzeitig Werkelnden besetzt, entfährt es aus seinem Munde. Denn in der Zwischenzeit hat sich auch Michael Wollny die imaginäre Küchenschürze umgebunden. Der geräumige Raum gleicht einem Taubenschlag. Noch gurrt alles in geschäftiger Stimmung. Kein Falke in Sicht.
Ich entdecke Unmengen von verpackten Holzbriketts vom Biomassehof Brandenburg GmbH. Die Reiskörner in der Hand, zeigt Christopher auf seinen Kamin, die Energiepreise erwähnend: „Wenn der Gaspreis an den Ölpreis gebunden sein soll, müsste meine Gage ja dann auch steigen, wenn Madonnas Gage sich erhöht…“
Die Logik der Realpolitik entzieht sich jeder Sinnhaftigkeit außer der des eigenen Vorteils. Anders gesagt, die Angst vor eventuellen Nachteilen verleitet so manchen Politiker – und auch Nichtpolitiker – zum Brudermord. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Da freuen wir uns mächtig, heute auf Fisch verzichten zu können.
Meine persönliche Abneigung gegen Tofuwürste geistert mir durch den Kopf. Lieber eine Weißwurst als eine optische Täuschung. Nichts anderes sind die Tofuwurst oder andere Merkwürdigkeiten wie Tofuaufschnitt. Denn sie implizieren einen Mangel, eine Minderwertigkeit, sonst müssten sie ja nicht als Wurst auftauchen. Tofu in Blockform wiederum macht Sinn. Und solcher aus garantiert nicht genmodifiziertem Soja umso mehr (www.taifun-tofu.de).
Michael S. würfelt Schinken und Käse, erhebt seine Stimme und frägt in die Runde: „Wo ist denn das Salz? Wo ist denn die Backform?“ Dann mengt er mit seinen Händen den Teig in einer Schüssel. Nun muss der geknetete Ballen in die Form, also keine Knochen-, sondern Knöchelarbeit, gell. Und finalmente wird noch fein Muskat gerieben, bevor die Füllmasse auf den Teig gegossen im Ofen verschwindet. Sein Kehlkopf schnurrt zufrieden.
Michael W. wühlt sich durch seine Kürbisidee, solcherart Kerne anröstend. Schwupp, es knistert und zischt aus der heißen Pfanne. Nebenher wird Kürbis zerkleinert und verfeinert. Die Auflaufform ist prall gefüllt. Die Tastatur des Kürbis, hingabevoll. Auch zehn Finger sind im Spiel beim vorsichtigen Muskatabend. Apropos Reibe, Re und Contra sind die Frage. Schon mal was von microplane-Reiben gehört? That’s the shit (www.micro-plane.com).
Auch Christopher kämpft sich entspannt durch die einzelnen Gemüseberge, während Gewürzfahnen durch die Küche ziehen. Er schwärmt von Ghee, einer tierischen, gereinigten Butter, die auch für Vegetarier gut geeignet sei. Das beste Ghee ist zumeist das selbst gemachte. Und hier gehen die Meinungen weit auseinander. Ob Süßrahm- oder Sauerrahmbutter?
Doch zunächst klingelt die Garwerdung der Quiche Lorraine. Auf den Tisch damit und alle zu Tisch bitte. Zur Kuchenbombe eine Weinbombe, zweifellos. Wir laben unseren ersten Hunger durch die noch warme, zünftige Vorspeise. Das funktioniert bestens. Als Wein ein Weißer Burgunder trocken***, „Trio“, Spätlese 2004 (14,5%) von Reinhold und Cornelia Schneider aus Endingen am Kaiserstuhl (www.weingutschneider.com). Ein zu goutierender Wonneproppen. Passt.
Wir wählen Fett als Thema der Stunde. Fett ist Geschmacksträger, ohne Zweifel. Dass angefangen mit der Generation unserer Mütter das minderwertige Industrieprodukt Margarine immer noch als „Heilsbringer“ gehandelt wird, ist ein wertes Zeichen unserer Lebensmitteldegeneration. Unsere Fotografin ist entsetzt ob meiner Ausdrucksweise, dass Margarine meines Erachtens ein Abfallprodukt darstellt. Weiterführende Literatur bei Ulrike Gonder, „Fett!“, Hirzel Verlag.
Fett geht es weiter im übertragenen Sinne. Die Hauptspeise naht, die Speise zieht noch vor sich hin, die einzelnen Geschmacksstoffe vermengen sich. Christopher setzt einen ayurvedischen Tee auf und serviert auch schon den großen Gemüsetopf mit dem Reis. Frischer Koriander (auch Schwindelkraut genannt) wird gereicht.
Das äußerst leicht erscheinende Essen wäre ein geniales Mittagessen für „on the road“ im Allgemeinen. Die mit den Zähnen aufgeknackten Kardamonkapseln werfen explodierend Geschmackspfeile durch den Mundraum. Bekömmlich.
Noch während von Christophers Jugend im Nordosten Indiens und der Reise dorthin mit dem Schiff durch den Suezkanal zu hören ist, macht sich Michael W. wieder in der Küche zu schaffen. Die Auflaufform will im Backofen ihren Inhalt garen lassen. Das Thema Indien verbinde ich noch einmal schnell mit dem Thema Rama, ganz klar. Allerdings wäre deswegen die Ur-Margarine heute sicher nicht beliebter als früher. Die Originalrezeptur von 1869 bestand aus Rindertalg, Wasser, Magermilch und wohl auch etwas Kuheuter. Aber wir müssen ja nicht wie Napoleon nach einem billigen Ersatz für Butter als Truppenverpflegung suchen… Finden wir lieber den Nachtisch.
Das Dreierlei vom Kürbis wird von Michael W. freudestrahlend serviert. Perfekt die Kombination von Vanilleeis, Kürbiskernöl und frischer Minze. Der vom Tasteur mitgebrachte Marillenlikör um Mitternacht tut sein Übriges. Wir lehnen uns gefüllt zurück und verschwinden einer nach dem anderen in die Tiefen der Nacht. Des späten Mahles gedenkend. Die Resonanzröhren vibrieren, die mit Wolle umspannten Gummibälle tanzen im Loft mit Kaminofen.

Quiche Lorraine gemäß Schiefel (als Vorspeise für 8 Personen):
Teig: 250 g Mehl, 1 Ei, etwas Wasser, Salz, 125 g Margarine
Füllung: 100 g Schinken, 1 Porree, Salz, Muskat, 4 Eier, 250 g Käse, 1 Crème Fraiche, etwas Milch
Teig verkneten und in gefettete Form einpassen. Erst gewürfelten Schinken, dann gewürfelten Käse, zum Schluss Porree drauftun. Crème Fraiche, Eier + Gewürze + Milch verrühren und drüberschütten. Bei 200 Grad ca. 30 Minuten in den Backofen.

Indisch Dell Freestyle (für 3 hungrige Musiker oder 8 Asketen)
2 Auberginen, 3 Zucchini, 8 Möhren, 2 Broccoli, 2 Esskartoffeln, 400 g Tofu, 2 Zehen Knoblauch, 1 Chili, 1 Esslöffel Ghee, 2 Esslöffel Korianderpulver, 2 Esslöffel Kreuzkümmelpulver, 1 Esslöffel Curry, 3 Esslöffel crunchy Erdnussbutter, Kardamonkapseln, frischer Koriander, 200 g Cashew-Nüsse, 2 Esslöffel Sojasahne, Salz ad lib, 500 g Basmati-Reis
Gemüse klein schneiden (wichtig: Karotten vom Manager schneiden lassen). Knoblauch klein gehackt. Chili in Mörser verreiben. Tofu klein schneiden, in einer extra Pfanne anbraten, beiseite stellen.
Im Topf Knoblauch mit Chili, Ghee und Gewürzen anbraten. Dann mit ein wenig Wasser löschen. Sud entstehen lassen. Dann Gemüsezutaten zugeben, mit Wasser so anfüllen, dass Gemüse gut garen kann. Wenn das Garen schon weit fortgeschritten ist, Sahne, Tofu, Erdnussbutter und eine Hälfte des Korianders zugeben, abschmecken und prüfen. Remix (je nachdem) mit Sahne, Salz, Wasser. Gut durchziehen lassen. Am Schluss die gehackten Cashew-Nüsse zugeben.
Reis anbraten mit einem Esslöffel Ghee. Wenn er braun ist, 1 l Wasser hinzugeben. Aufkochen lassen und dann auf kleinster Flamme gut werden lassen. Zusammen servieren. Zweite Hälfte des Korianders frisch auf dem Gericht verteilen.

Kürbisdreierlei wollnystisch (für 6 Personen)
1 Kürbis, 150 g bis 200 g Kürbiskerne, echtes steierisches Kürbiskernöl, Vanilleeis, weißer Zucker, Wasser, Muskatnuss, Zimt, Minzblätter, Marillenlikör
Einen kleinen Kürbis in kleine Viertel schneiden, üppig mit Butter und Akazienhonig bestreichen, mit Muskatnuss würzen und in einer Auflaufform ca. 20 bis 30 Minuten bei 180 Grad backen. 150 g bis 200 g Kürbiskerne in einer Pfanne rösten. Eine Espressotasse weißen Zucker mit der gleichen Menge Wasser in einer Pfanne erhitzen, nach wenigen Minuten die gerösteten Kürbiskerne dazugeben und bei mittlerer Hitze kandieren. Zum Abkühlen auf Backpapier geben und eine halbe Stunde erstarren lassen.
Den erstarrten Kürbiskernzuckerkeks in kleinere Teile brechen und zusammen mit zwei Kugeln Vanilleeis und dem Honigkürbis auf dem Teller anrichten. Einen Esslöffel Kürbiskernöl über das Eis geben und den Honigkürbis mit Zimt bestreuen. Mit frisch gehackten Minzblättern servieren. Dazu einen guten Marillenlikör reichen.

Empfehlung des Autors:
Nicht nur exzellentes Kürbiskernöl, sondern auch Aprikosenkernöl und Leinöl feinster Qualität gibt es bei oleofactum. Bio-Speise-Frischöle ausschließlich aus eigener Herstellung auf Kleinpressen und unter Schutzatmosphäre gewonnen. Ein Sonnenblumenöl, das einem die Hosen auszieht vor Freude bzw. die Massenanbieter auch aus dem Biobereich alt aussehen lässt. Oleofactum, Ringelgasse 4, 77654 Offenburg, Tel. 0781-9322695, www.oleofactum.de.

THUN UND LASSEN
In der Hotelküche mit Medeski, Martin & Scofield

Auf der Bühne und im Studio haben John Medeski, Billy Martin und John Scofield schon so einiges gemeinsam zubereitet, das von Jazz-thing-Chefgourmet Dieter Ilg initiierte gemeinsame Kochen dürfte jedoch eine Premiere gewesen sein. Dem Tatort angemessen gab’s: Fisch

Eine Bahnfahrt nach Berlin, Stirnrunzeln über den neu erbauten Hauptbahnhof. Gleichzeitiges Nachdenken über den Eisengehalt im Blut. Etwas Adrenalin stürmt die Venen entlang und trägt zu einer Wimpernschlagaufregung bei. Die Rolltreppen funktionieren, lässiges Kofferschleifen allerorten an diesem späten Sonntagabend.
Im gewählten Hotel Pfefferminzteebeutel an der Rezeption erlächelt und auf dem Zimmer bei den späten Sportnachrichten noch schnell ein heißes Getränk aufgebrüht. Am nächsten Morgen – nach einem klitzekleinen Frühstück – per Untergrundbahn zum Kaufhaus am Alexanderplatz, um die erforderlichen Restzutaten zu erwerben. Die Dame hinterm Fischtresen zuckt gequält mit ihren Gesichtsmuskeln bei meiner Frage nach der Herkunft des Thunfisches und ich gebe schneller auf als von mir selbst erwartet, greife den zugeknipsten Thermobeutel und eile zur Kasse. „Tüte, der Herr?“, vernehme ich noch. Genauso wie ich mich reden höre und lächeln fühle, kommt mir dieser Einkaufsprozess wie ein Erlebnis in Zeitlupe vor. Es müssen die Gerüche der pelzbehafteten Damen hochmittleren Alters sein, die mich um die mittige Morgenstunde herum einnebeln wie Autoabgase den tüchtigen Radler. Tüte links in der Hand, Tüte rechts in der Hand, Rucksack drückend unterhalb des Nackens, schleppe ich mich erfolgreich Richtung Tatort:
dem Radisson SAS Hotel mit dem großen Fischbassin in der Lobby. Ein Fahrstuhl gleitet langsam durch das Blau des Wassers. Bizarr und doch beeindruckend. Statt all der kreisenden Fische in diesem – Aquadom genannten – weltweit größten zylindrischen Aquarium stelle ich mir blubbernde Architekten und Designer vor, die hier ihre Bahnen ziehen und ab und an zum SushiBereiten peu à peu herausgefischt werden. Und wieder ging die Fantasie mit dem Autor durch. In den Genuss der Hotelzimmer bin ich noch nicht gekommen, aber man soll den Wasserturm auch von dort teilweise beobachten können. Ob die Fische nachts fluoreszierend das Leben an der Bar begutachten? Mitten in Berlin.
An der Rezeption werde ich schon von UniversalMitarbeiterin Genia Jessen empfangen, die die Interviewtermine ihrer Zöglinge koordiniert. Da Medeski, Martin & Scofield noch in den Fängen der Musikjournalisten stecken, begeben wir uns unter feiner Begleitung der PublicRelationsManagerin Nina Deutschmann – die sich sehr für diesen Kochtrip eingesetzt hat – in die Katakomben und werden in eine separate kleinere Hotelküche geführt. Hier lässt sich in Ruhe und unter Anleitung der technischen Geräte etc. des Kochs Herr Brunner werkeln, spritzen und kleckern, nach Herzenslust. Schussbereit inspiziert unsere Fotografin Anja Grabert die herangekarrten Utensilien mit Blick auf die Möglichkeiten der ersten Bilder.
Nun ist es so weit, Medeski, Martin & Scofield tauchen wie aus dem Nichts heraus auf. Heiteres Begrüßen, noch schüchternes Hufescharren ob des ungewöhnlichen Umfeldes der Begegnung, die Bühne ist der Herd, die Instrumente sind töpfischen und fischigen Charakters. Kein Mikrofon weit und breit. Nur das imaginäre Kratzen des Kugelschreibers in meiner Hand. Aber in den Händen eines Musikers ist auch dies Geräusch von unmittelbarer Unschuld. Und es ist auch kein Kugelfisch, der so manchen Japaner das Fürchten gelehrt hat, sondern Thunfisch, der zum Marinieren bereit liegt. John Medeski inspiziert das Fleisch neugierig und nickt. Sind alle Zutaten griffbereit, die Messer gewetzt? Es kann losgehen. John Scofield macht es sich erst einmal auf einem Stuhl gemütlich und lässt seine Mannen die Arbeit erledigen. Er kocht nie und freut sich lachend darüber, dass er es immerhin schafft, seine Kühlschranktür zu Hause aufzumachen. Und doch lugt er ab und an in die Töpfe und Pfannen über die Schultern von Medeski & Martin. Ein Handgriff hier, ein Handgriff da, und alles ohne Bünde. Als Verstärker kann nur der Riesendampfgarerschrank dienen, in den John M. alsbald den in große Stücke geschnittenen Muskatkürbis legt.
Der Kochbegleit und Gelenkschmierwein ist ein Riesling 2005er Freiherr Heyl zu Herrnsheim aus Rheinhessen (www.heylzuherrnsheim.de). Auf der Homepage dieses Weingutes steht ein Spruch Goethes geschrieben: „Im Zweifel aber ist kein Verharren, sondern er treibt den Geist zur näheren Untersuchung und Prüfung, woraus dann, wenn dies auf vollkommende Weise geschieht, die Gewissheit hervorgeht, die das Ziel ist, worin der Mensch seine völlige Beruhigung findet.“ Ich lasse das unkommentiert.
Während John M. den Thunfisch wäscht und trocken tupft, erwähnt er die katastrophale Überfischung der Meere. Die (Raub) Fischer sägen den Ast ab, auf dem sie sitzen, und die Fischereiminister der Herren Länder befinden den kurzfristigen Erhalt irgendwelcher Arbeitsplätze für wichtiger als die Zukunft unseres Planeten. Herrlich. Welch dämliches Verhalten.
Billy schmeißt Knoblauch und grob zerkleinerte Zwiebeln in die Pfanne und bereitet seine Pastasauce zu. Hochkonzentriert sein Blick. John M. mariniert die Fischstücke mit Soja, Rotwein (in unserem Fall einem biologischen Syrah aus Südafrika…) und Reiswein. John S. darf nun auch ran und widmet sich der Kleinschneidung von Radicchio und Chicoree. John M. übernimmt die Verantwortung für die Vinaigrette und mixt Zitronensaft, Sojasauce und Olivenöl. Dazu etwas Pinienkerne. Immer wieder kontrolliert Billy die Garwerdung der Pasta.
Es wird gesagt, dass Medeski, Martin & Wood auf ihren Tourneen in den Staaten (wenn möglich) mit dem Wohnmobil unterwegs waren und täglich selbst kochten. Reizvoll. Dazu passend die Anekdote von John M. über Bobby Hutcherson, der auf Tour in seiner Garderobe gewöhnlich kochte und dies Gekochte an seine Mitmusiker verkaufte (!). So kann man natürlich auch mit Noten spielen…
Wir unterhalten uns nun über Lebensmittel, Schwermetallbelasteten Fisch, die ungeklärten Abwässer der chemischen Industrie und derlei nette Themen mehr.
Während die Kürbisstücke immer noch vor sich hin schwitzen, serviert Billy sein Pastagericht. Das schmeckt allen prima. Noch kauend lässt John M. die Thunfischstücke im heißen Wok auf einer Seite anziehen und gießt etwas biologische Sojasauce (Tamari) an. Die fertigen Fischstücke kommen in eine Schale und werden zusammen mit dem Salat und dem in der Schale gedämpften und aus seiner Schale gekratzten Kürbis angerichtet. Sehr delikat, das Trüffelöl ist auch schmeckbar.
Unser alkoholisches Schlundöl zur Hauptspeise ist ein 2005er Graach Josephshöfer, Weingut Reichsrat von Kesselstatt (www.kesselstatt.com), Qualitätswein mit Prädikat. Die Restsüße passt gut.
Im Gehen naschen alle noch an den Birnen, die unberührt aussehen wie von Konditorenhand aus Marzipan gefertigt. Wir nicken einträchtig ob einer Wiederholung dieser Performance. Doch Schluss, es ist Zeit fürs nächste Interview. Nina Deutschmann räumt noch in der Küche ab, ich schabe die Essenskrümel aus meinem Notizheft und nehme die Reste des Thuns als Wegzehrung mit. Auf unser aller Gesundheit!

Billy Martins Penne rigate alla pomodoro con basilico

1 Dose geschälte Tomaten
1 kleine Dose Tomatenmark
Olivenöl (1 bis 2 Tassen)
3 bis 5 Zehen Knoblauch
1 kleine gelbe Zwiebel
Nudelwassersalz
Frisches Basilikum und frischer Oregano
500 gr. Penne rigate
Grana Padano

Für die Sauce die Zwiebel grob hacken und den Knoblauch zerdrücken. Ins erhitzte Olivenöl geben. Zerrupfte Kräuter hinzugeben. Kurz nachdem die Zwiebeln leicht angeröstet sind, Tomaten und Tomatenmark dazu und leicht köcheln lassen. Anfangs die Tomaten mit dem Holzlöffel in der Pfanne zu zerkleinern versuchen. Wenn die Sauce zu dick wird, noch etwas Wasser einrühren. Währenddessen das Nudelwasser erhitzen und, wenn es anfängt zu kochen, 2 Teelöffel Salz hineingeben. Al dente kochen, ca. 10 bis 12 Minuten (siehe Verpackungsaufdruck). Nicht labberweich kochen! Das Wasser abgießen und etwas gutes Olivenöl an die Nudeln geben, diese kurz ausruhen lassen. Basilikum mit der Schere kleinschneiden. Einen Teller nehmen, Pasta pro Person darauf portionieren, Sauce draufgeben (nicht zu viel), geriebenen Grana Padano nach Gusto zuoberst, mit etwas Basilikum toppen.
John Medeskis marinierter Thunfisch, gedämpfter Kürbis und beigelegter Salat (auf dessen genaue Rezeptanweisung wir leider bis Redaktionsschluss vergeblich warteten. Please check: www.jazzthing.de…)

John Medeskis Birnendessert

4 Birnen für 4 Personen
Sternanis
Nelke
Rotwein
Honig
Grob gehackter Ingwer

Alle Zutaten bis auf die Birnen in einer Kasserole erhitzen. Die Birnen unten abschneiden, so dass sie mit schön planer Fläche eigenbirnisch stehen können, und die Früchte entkernen. Diese dann zu der dampfenden, aromatisierten Flüssigkeit in den Topf stellen und ca. 10 bis 15 Minuten dämpfen lassen. Garzeit ist abhängig vom Reifegrad der Birnen.

Empfehlung des Autors:
Fisch ist nicht gleich Fisch. Senf ist nicht gleich Senf. Im Eifelstädtchen Monschau ist „eines der ältesten Gewürze der Welt“ kein Schlagwort, sondern ein Verkaufsschlager. Ich habe noch keinen besseren Senf entdeckt. Ob der Honigsenf mit Mohn für die Salatsauce, der Tomatensenf zur Abrundung der Bratensauce oder der Chilisenf als verdauende Begleitung zur Grillwurst: Das hat Hand und Fuß.
Historische Senfmühle Monschau, Guido und
Ruth Breuer, Laufenstr. 118, 52156 Monschau, fon 024722245, www.senfmuehle.de

WHEN I’m 75…
Mit George Gruntz bei Peter Schmidlin

Wo, wenn nicht dort, lässt sich das Loblied der Langsamkeit trefflich singen? Hoch über dem Genfer See traf unser ChefGourmet Dieter Ilg seine alten Weggefährten George Gruntz und Peter Schmidlin, um in aller gebotenen Ruhe ohne Nostalgie in Erinnerungen zu schwelgen, regionale Langsamspeisen zu verspeisen und dazu heimische Tropfen zu genießen.

Sommer im Frühling, der April zeigt sich von seiner unaprilischen Seite. Aus dem spätnachmittäglichen PendlerFernzug gepellt, werde ich mit dickem Gruß am Bahnsteigende von George Gruntz und Peter Schmidlin – beide zu Basel geboren empfangen. Es muss unschlagbare 25 Jahre her sein, als man/ frau uns das letzte Mal zusammen sehen konnte. Mehr dazu später. Jetzt winden wir uns erst mal Straßenserpentinen den Hang am Genfer See nach oben, bis wir im wohnlichen Domizil ankommen. Der See spiegelt weit unten im frühabendlichen Dunstlicht. Auf dem kleinen Südbalkon lassen die hohen Berge dahinter ihre Silhouetten nur erahnen. Unten wälzt sich motorisiertes Blech gen Wallis.

Der Hausherr Peter Schmidlin, Plattenfirmengründer (TCB), Musikproduzent und Schlagzeuger in Personalunion, kredenzt sogleich eines der heimischen Gewächse, die den ganzen Abend über das festliche Mahl begleiten sollen. Der Chasselas, in Deutschland vor allem als Gutedel (z.B. aus dem Markgräflerland/Südbaden) bekannt, ist ein Villeneuve 2005er aus dem Hause Daniel Allamand. Dieser Winzer seinerseits ist Präsident des Schweizer Branchenverbandes Wein und hat sein Weingut Domaine du Scex du Châtelard eben in Villeneuve, gell. Dazu als Apéro gibt’s noch „Sunnerädle“, ein KümmelsalzGebäck. Schwuppdiwupp werden die Schürzen umgebunden, um die regionalen Gerichte vorzubereiten. Unter Barbara Frei Schmidlins Regie schneidet Gatte Peter die Schalotten, die hernach grob zerkleinert im Kreiselschneider fein gehackt werden. Nach vorsorglicher Ermahnung bezüglich der Vorliebe Peters für heiße Sachen – „nicht rösten, sondern dünsten!“ – konzentriert sich der Schlagwerker rührend um das Gemüse. George verlautbart seine Liebe und Hingabe ans Gemüse: „Ich bin ein Zwiebelafficionado!“ Nun werden die weißen Spargel aus dem Wallis, die in ein feuchtes, grünes Tuch eingewickelt waren, entkleidet und enthäutet. Alle schälen. Wiederum Barbara äußerst routiniert das Endstück abbrechend. Peter schwingt den Besen und mixt die Suppe minutenlang mit hunderten von Watt.
Währenddessen schwelgen wir – natürlich unsentimental – in unserer gemeinsamen Vergangenheit. Als Student der Remscheider Sommerkurse muss es 1980/81 gewesen sein, dass sich der damalige Pianodozent zwei Wochen nach dem Jazzkurs meiner erinnerte und per Telegramm (!) meine erste professionelle Konzertauslandsreise realisierte, damals mit eingepacktem Fender Fretless im Gepäck und ohne Kontrabass. Ich erinnere mich – als wäre es gestern gewesen – an das Öffnen der von Peter bei der Stewardess georderten ChampagnerFlasche auf meinem ersten Flug von Zürich nach Rom und weiter nach Sizilien. Dieser Initiationsritus enthielt eine höllische, filmreife Taxifahrt vom Hafen zum Flughafen von Reggio di Calabria: „Und weißt du noch, wie wir dieses fantastische Lokal in Rom in der Nähe des Tibers besuchten?“ frägt mich George. „Und wie wir im heruntergekommenen Hotelzimmer die Bretter der Schrankrückwand herausbugsiert und zwischen Matratze und schlappen Federkern gelegt haben?“ Und wir schwadronieren weiter, während die Suppe passiert, aufmontiert und erst dann abgeschmeckt wird. Ein 4erPackerl Bioeier erregt meine Aufmerksamkeit. Ob es das in Deutschland auch gibt, nie gesehen? Nur 6er oder 10er…
Barbara kocht die geschälten Spargel in einem Dampfdruckgarer (10 min. bei 100°). Wer keinen Dampfgarer hat, kocht die Spargel in Salzwasser oder Bouillon (Garzeit je nach Dicke der Spargel ca. 20 bis 30 min.). Übrigens, beim Anblick so eines Dampfdruckgarers assoziiert man/frau Torpedorohre oder CTTunnel. Was es für Geräte gibt…
Peter erläutert die ereignisreiche Geschichte des Gebäudes, in dem wir uns befinden, ein ehemaliges Hotel. Wussten Sie, dass die Engländer mehr oder minder den Tourismus in der Schweiz erfanden? O ja, der Vignes de Viognier 2005er, wiederum aus dem Hause Daniel Allamand, gleitet weich über die Zungenfurchen. Die französische Traube Viognier – nach neuesten Untersuchungen eng verwandt mit der italienischen Rebsorte Freisa, von der wiederum die so bekannte NebbioloTraube abstammt – wurde gar einst die Rhône herauftransportiert und fand eine „zweite“ Heimat im Wallis. Die FrühlingszwiebelSchaumsuppe mit Morcheln befindet sich somit in guter Begleitung und tränkt unsere Magenwände aufs Wohligste. Peters Tochter Anne hangelt sich gekonnt von Zoomeinstellung über Zoomeinstellung durchs kulinarische Revier, frisch, fromm, fröhlich, frei den Vater ins Visier nehmend. In der Dämmerung erscheinen die hinter dem See liegenden Bergketten noch mächtiger als zuvor, was eine einheimische Wespe nicht davon abhält, sich dem frisch kredenzten Beinschinken aufs Gefährlichste zu nähern. Stachelige Mitesser. Im Hintergrund tönt eine LiveAufnahme des Oscar Peterson 9tet in Lausanne aus dem Jahre 1953, eine Rarität. Spargel und falsche Hollandaise bilden eine hinreißende Liaison. Roher wie gekochter Schinken: die Bodyguards. Das frische Baguette knistert, ein Korken ploppt aus der Flasche Sauvignon Blanc 2002er von Bernard Cavé aus Ollon.
Peter räsoniert respektvoll, bezeichnet sich als Regionalist und befindet: „Slow Food ist das Beste, was der Welt passieren konnte.“ Dem ist gerade nichts hinzuzufügen. Wir fügen uns dem Schicksal und folgen George zum „Dessert machen“ in die Küche. Mit zwei hölzernen Kochlöffeln rückt er den halbierten Bananen zu Leibe, um sie bei der Garung in der Butter immer wieder zu bewegen wie zu wenden. Mit kritischem Blick hilft er dem Zucker durch Rühren zur Auflösung. Ein heftiger Schuss Whisky ergießt sich in die Pfanne – „Coltrane war JackDaniel’sFreak!“ –, eine Stichflamme erhellt die Szenerie, der Alkohol brennt, nicht mehr aufhören wollend. „Gottverdammi“ schallt’s in den Schweizer Himmel. Die Flamme ergibt sich der stimmlichen Urgewalt. Tasteur George befingert eine Banane prüfend und bittet zum NachTisch an denselben. Ein RieslingSilvaner (= MüllerThurgau) 2005er, von – dreimal dürfen Sie raten – Daniel Allamand bildet den weinischen Abschluss dazu. Beenden wir den feinen Abend mit einer Bauernregel: Sind an Georgi die Reben noch blind, freu’n sich Frauen, Männer, Kind. (Mit Georgi ist gemeint: „um den“ 23. April.) „Falsche“ Hollandaise à la casa (altes Hausrezept)
2 Eigelb, 3 EL Wasser, 5 EL Öl (Sonnenblumen), 1 knapper EL (milder) Essig, wenig milder Senf, Salz
Alles zusammen im Wasserbad zu einer cremigen Sauce aufschlagen. Sofort servieren. FrühlingszwiebelSchaumsuppe mit Morcheln à la Barbara
1 TL Butter, 2 Schalotten, fein gehackt, 120 g Frühlingszwiebeln in feine Ringe geschnitten (einen Teil des „Grünen“ für die Dekoration aufbewahren), 1.5 dl Weißwein (1 dl = 100 ml), 7 dl Gemüsebouillon, 2.5 dl Rahm, 50 g Butter (kalt) in Würfeln, Salz, Pfeffer, Muskatnuss, 20 g getrocknete Morcheln, in Wasser eingeweicht, gespült, in feine Streifen geschnitten, oder 60 g frische Morcheln, gut gewaschen, in feine Streifen geschnitten
Butter in Pfanne schmelzen. Schalotten und Frühlingszwiebeln darin andünsten. Mit Weißwein ablöschen und etwas reduzieren. Gemüsebouillon dazugießen und ca. 15 Minuten auf kleiner Hitze köcheln lassen. Anschließend Rahm dazugießen. Alles mit dem Stabmixer pürieren. Durch ein Sieb streichen. Die Butter aufmontieren. Abschmecken mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Bananes flambées à la John Coltrane, frei nach George Gruntz
20 g Butter, 5 Esslöffel Grießzucker, 4 Bananen (der unreiferen Art), 2 EL zerhackte Mandelsplitter, ? Glas frisch gepresster Orangensaft, BourbonWhisky zum Flambieren, VanilleEis, geschlagene Sahne als frei gewählte Zugabe
Butter in Flambierpfanne schmelzen, die der Länge nach halbierten Bananen hineingeben und mit 2 EL Zucker bestreuen, Bananen auf beiden Seiten bräunen, Whisky beigeben, erhitzen lassen und dann flambieren (Vorsicht!), bei absterbender Flamme mit zwei Dritteln des Orangensaftes ablöschen und eindicken lassen. Für Sauce (No. 2) in separater Pfanne 3 EL Zucker hellbraun brennen und mit dem Orangensaftrest verdünnen, Mandelsplitter untermengen und unter Rühren etwas eindicken lassen.

Grande Dame et Grand Tenor
Mit Benny Golson in Gabi Kleinschmidts Küche

An einem gleichsam heiligen Ort, an dem schon Miles Davis seine Spuren hinterlassen hat, gesellte sich unser ChefGourmet Dieter Ilg zu einer illustren Runde um Tenor–Legende Benny Golson und dessen Agentin Gabi Kleinschmidt. Es kam zu unerwarteten kulinarischen Offenbarungen.

Ein sonniger Samstag, Orte wie Hammereisenbach, Zindelstein und Tuningen ziehen an uns vorüber, bis wir unsere Destination Durchhausen erreicht haben. Schöne Landschaften im mit Straßen gepflasterten Süden Deutschlands. Nahverkehrsdiaspora. „Stuttgart 21“ als Königsmörder. Ein Ministerpräsident und gierige Heuschrecken im ViagraDelirium. Was zieht uns am besten aus diesem politischen Sumpf? Ein amerikanischer Tenorsaxofonist vom Bodensee und seine schwäbische Agentin. Es konnte uns an diesem Tag nichts Besseres passieren.
Axel Görger hantiert mit seinen KameraUtensilien im Kofferraum und wir fokussieren mit unseren körpereigenen Linsen die Eingangstür. Sie steht schon offen, in Erwartung der Gäste. Ein herzliches Hallo von Gabi Kleinschmidt, und wir werden Benny Golson, seiner Frau, einer Freundin des Hauses und Mike Hennessey (u.a. Autor des Buches „Erinnerungen an Klook. Das Leben von Kenny Clarke“, HannibalVerlag) vorgestellt.
Benny lässt sich sogleich von seiner Frau fotografieren, wie Gabi ihm die weiße Küchenschürze umbindet, die ihm bestens steht. Während nun der Tageskoch die Enden der Auberginenfrüchte abschneidet und diese längs sorgfältig schält, erzählt er, dass Auberginen der Fleischersatz schlechthin waren, in seiner Kindheit während des Zweiten Weltkrieges, zu Hause. Als eine fette Stubenfliege verbotenerweise in des Bläsers Luftraum eindringt, vertiefen sich dessen Stirnfalten gar heftigst. „Als Kinder haben wir die Fliegen mit dem Staubsauger vernichtet“, erklärt unser Leibwächter und widmet sich wieder inbrünstig dem Nachtschattengewächs. Solange sie unreif ist, enthält die Aubergine Solanin und ist daher giftig. Des Weiteren hat sie nach der Tabakpflanze den zweithöchsten Gehalt des Nervengiftes Nikotin. Die keulige Strauchfrucht kann also sehr garstig sein. Ein Schluck Champagner zur Furchtüberwindung (Schloss Wachenheim, Cremant Brut, Jahrgang 2005).
Nun ist es an Gabi, mir ihre Vorspeise zu erläutern, das Geheimnis der Spezialmayonnaise zu enthüllen: Eigelbe, geriebener Meerrettich, Senf, Pfeffer, Salz, Honig, Feigensauce und/oder Orangensenf und weitere „geheime“ Utensilien zur geschmacklichen Beeinflussung. Mir schlackern die Ohren. Gabi lacht und empfiehlt einfach des Öfteren ein bisschen Abwechslung in der Endabschmeckung – no risk, no fun. Diese „Creme“ also benetzt die Flusskrebsschwänze der Avocado mit Shrimps und Tomaten. Wer noch mehr über die Herstellung einer eigenen Mayonnaise nachsinnt und Gelüste verspürt, dem sei der folgende Link empfohlen: http://www.wielandshoehe.de/html/mayonnaise.html. Da wir schon im Internet herumwühlen, genehmigen wir uns doch einen Blick auf die Homepage www.dunekacke.de. Der Name der Seite klingt zwar hoffentlich nicht nach der Wirkung der darin besprochenen Flüssigkeit, führt uns aber zu einem Würzneuling, von dem ich, wie ich gestehen muss, vorher noch nie etwas gehört habe: der englischen HPSauce. Sie wird als Fruchtsoße beschrieben, gehört angeblich zur Familie der Worcestersauce und hat doch durch eben ihre „Fruchtigkeit“ einen eigenen Charakter.
Unsere Gastgeberin ist in ihrem Element, super vorbereitet, so wie man es von einer professionellen Agentin erwarten darf. Noch ist das Mahl nicht servierbereit, die Auberginen werden dafür in der Eimasse geteert und hernach in der selbst gebröselten Brotpanade gefedert. In der großen Frittierpfanne garen die Gemüsescheiben nun langsam in Öl – Benny verlangt viel, ja sehr viel Öl bzw. Butterschmalz dafür. Gabi wendet die Schnitzel unter Beobachtung des Mannes, der gerade ein paar Takte Soul Food Music aus seinem Horntrichter schmettert. Zu Ehren des Mahles ist des Häuptlings Kriegsbemalung eine weiße Weste, vielmehr Schürze. Die Beute des Schürzenjägers brutzelt im heißen Fett vor sich hin. „Wenn das Innere der Auberginenschnitzel nicht weich ist, sind die Dinger nicht gut“, lautet sein Credo. Papiertücher werden von der Küchenrolle gezogen und ausgebreitet. Auf diesem Bett entledigen sich die Auberginenscheiben etwas ihres zuvor aufgesogenen Fettes.
Sogleich werden die Schweinsbratwürste – nach einem großmütterlichen Rezept – in einem Topf knapp mit Wasser bedeckt und sachte erwärmt, von Benny aus dem Wasser genommen und abgetrocknet. „Dadurch geht beim Braten kein Fett mehr aus der Wurst, und innen wird sie schön durchgegart“, erklärt Gabi in die Runde. Sie nimmt die Würste und legt sie ins heiße Butterfett, während Benny die gusseiserne Pfanne mit hohem Rand bewundert und sich gleichzeitig wieder über die eierablegegeilen Schmeißfliegen ärgert, die durchs Revier brummen.
Wir setzen uns zu Tisch, und ein jeder gießt dem anderen Trinkflüssigkeit ins Glas, je nach Gusto. Ein De Jessy, Cremant De Loire, macht die Runde, desgleichen ein Weißwein namens „Legende“, Barons de Rothschild, Collection 2005. Und viel Wasser. Die Vorspeise „Avocado mit Shrimps und Tomaten“ wird aufgetischt. Mike Hennessey: „Lecker!“
Und bevor der Hauptgang serviert werden kann, taucht – vom Bahnhof abgeholt – Bassist Gene Perla auf, händereibend ob seines Timings. Die vor unserem Eintreffen zubereiteten „Beilagen“ Potatoes Anglaises und das PilzGemüseAllerlei werden mit den Auberginen und Schweinswürsten serviert. Auf Kommando füllen wir uns vergnügt gegenseitig die Teller. Ein Prost auf Gabi und Benny. Die Hausherrin genehmigt sich „her Schlückle“ und kommentiert Bennys Wasserglas: „Alcohol is not his cup of tea.“ Benny erzählt nun Geschichten von Ron Carter und Herbie Hancock, während seine Holde vor der Röhre den WimbledonSieg von Venus Williams bejubelt. Der Grand Tenor ruft nach Ketchup und bestreicht sich die Auberginen damit, zeitgleich packt Mike einen Scherz nach dem anderen aus. Er greift sich die Flasche mit der HPSauce. „Jawolle, Frau Holle“, Gabi schmunzelt ob Bennys Anekdoten: „D’ Golsen isch ä Kerli, gell?“ Noch ein Toast. Fein gefüllt wenden wir uns den Stufen der Treppe zu, gelangen unter leichtem Prusten unters Dachgeschoss, wo noch heute die Farbflecke von Miles Davis’ Handstreichen auf dem Teppichboden zu besichtigen sind. Heilige Gemäuer quasi. Dutzende von scharf gefeilten MPSScheiben lugen uns beim Kaffee zu. Mike und Benny sitzen am Tisch über dem schlotzigen Dessert und wälzen gemeinsam Bücher. Ein Cuvée Prestige, Champagne Heidsieck & Co, Monopole, Brut, gibt sich die Ehre. Ein Ort der Jazzgeschichte in Deutschland zeigt sich von seiner besten Seite. Und jetzt verliert sich mein Gedächtnis in Bilder des Abschieds, den noch sonnigen Wipfeln des Schwarzwaldes. Ein Stausee taucht auf, der Navigator des Autos verliert die Schlacht gegen mich, er hat einfach keine Chance, obwohl er sich immer wieder mit fürchterlicher Penetranz wehrt.
Am nächsten Morgen lächelt mich aus dem Kühlschrank ein wunderbares, prall gefülltes Glas mit Spezialmayonnaise an, das sich meinem steigenden Appetit hingibt, während ich mich der Sendung mit der Maus widme. Grande Dame.

AuberginenSchnitzel: Die Endstücke der Auberginen abschneiden und der Länge nach schälen, dann in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Die Zitrone halbieren und den Saft ins verquirlte Ei pressen, einige Spritzer HPSauce dazu. Viel Butterschmalz in einer Fritteuse oder entsprechenden Pfanne erhitzen. Auberginenscheiben im Ei baden und mit der Gabel in der selbst gebröselten Panade wenden. Nun im heißen Fett die Scheiben langsam garen lassen, zwischendurch prüfen und die einseitig knusprigen Schnitzel wenden, bis sie auch auf der anderen Seite knusprig und innen schön weich sind. Blätter einer Papierküchenrolle ausbreiten und die Scheiben zum leichten Entfetten und Trocknen darauf legen.
Avocado mit Shrimps und Tomaten: Einen bodenlosen Formring mit geschnittenen Avocadostückchen auslegen. Frisch gepressten Limettensaft darüber träufeln, eine zweite Schicht mit Flusskrebsschwänzen einfüllen, mit der Mayonnaise (siehe Text) bestreichen, salzen und pfeffern. Nun als letzte Schicht klein geschnittene Tomatenwürfel auflegen und mit gehacktem Schnittlauch besprenkeln.
Potatoes Anglaises: Kleine Kartoffeln kochen, schälen und in eine Form geben, viel Butterflocken darüber streuen, frische Minzeblätter zupfen und darauf verteilen, im Backofen bei 175° leicht überbacken.
PilzGemüseAllerlei: Frühlingszwiebeln, Kaiserschoten und Pfifferling anschwitzen und bei geringer Hitze garen. Anschließend mit frisch gehackter Petersilie vermengen.
Schweinsbratwürste: Die Würste mit Wasser bedecken und erhitzen, Wasser nicht bis zum Kochen bringen, damit die Würste unterhalb des Siedepunktes gegart werden. Dann aus dem Wasser nehmen und abtrocknen.
Empfehlung des Autors: Ein Buch ist es diesmal. Es geht um Nahrungsmittelallergien
und unverträglichkeiten: „Journal Culinaire“, Kultur und Wissenschaft des Essens,
Edition Vincent Klink. Am einfachsten zu beziehen über den Buchhändler Ihres Vertrauens oder den Kochbuchspezialisten schlechthin: BuchGourmet, Hohenzollernring 1618,
D50672 Köln, fon 02212574072, fax 0221255305, www.buchgourmet.com,
buchgourmet@netcologne.de.

„Indian Fast Food“ oder „indisch gemetzeltes“ oder „MANIsches“ Instant Food

In unmittelbarer Nähe der Kölner Tiefebene. Nach gemeinsamem Auftritt bei der Ruhrtriennale schwebt noch die Kora von Mory Kante über unseren Köpfen und das verschmitzte Grinsen von Ballaphonspieler Adamar Conde wandelt vor unseren Augen.

Die zündenden Gitarrenfunken Paul Shigiharas spürend, vom schelmhaften Trieb eines Mathias Schriefl geblendet, vom Schlag Mokhtar Sambas getrieben und von den Sufischreien eines Dhafer Youssef benebelt. So finden wir uns beim mitmusizierenden Kurator und Küchenverleihnix, dem Pianisten Mike Herting ein: T.S.Ramamani Ramanujam , T.A.S.Mani, Karthik Subramaniam und meine Wenigkeit. In der offenen Küche im Hause Hertings knistert es. Nein, es sind keine im heißen Öl knackenden Gewürze sondern Plastikbeutel mit gefriergetrocknetem Inhalt. T.A.S. Manis Bruder hat eine kleine Firma, in der “Hausgekochtes” transportierbar und in der Fremde somit degustierbar gemacht wird. Convenience Food Home Style eben. Und das persönlich mitgetragen aus Indien. Besi-Bele Bath heißt das typisch südindische Gericht aus Bangalore. Ein Masala aus Koreandersamen, schwarzen Linsen, gelben, halben Erbsen, roter Chillie, Kardamom, getrockneten Kapern, Nelken, Kümmelsamen, Pfeffer, Tamarinde und Salz, ist zu Pulver zermahlen. Dieses wiederum wird vermengt mit Reis, teils gebrochenen Linsen, Kokosnussflocken, Cashew-Nüssen, Salz, fritierten Currypulverblättern, Asafoetida sowie Kurkuma. Und obiges Gemenge lugt aus den prallen Importbeuteln, nach Einsatz schreiend.
Doch zuvor schneidet unser zweiter Tageskoch Ramesh Shotham – der seinerseits über die Unterschiedlichkeit der indischen Küche sogar von Haus zu Haus berichtet, je nach Religionszugehörigkeit etc. – Gemüse nach Saison, in unserem Falle Kohlrabi, Karotten und Tomaten, grob klein.
Ramamani sonnenblumenöl die erhitzte Edelstahlpfanne und gibt das zerkleinerte Gemüse hinzu. Ramesh rührt daraufhin gar kräftigst in der Pfanne und salzt mit 2TL sogenanntem Himalaya-Salz. Das kommt zwar aus Pakistan, doch scheint keiner Notiz davon zu nehmen geschweige denn, sich darüber zu echauffieren. Ich selbst verschweige meine Zuneigung zur fleischlichen pakistanischen Küche in diesem Moment, bevor hier eventuelle Atombomben gezündet werden, Gott bewahre uns, welcher spielt nun wirklich keine Rolle.
Nun verschwindet das angebratene Vegetarische im von Ramesh herangekarrten Schnellkochtopf, zusammen mit kochendem Wasser natürlich. So wird dem Ausgangsmaterial in dieser Art der wiederbelebenden Garung erneut Flüssigkeit vermittelt und das „Gebeutelte“ in einen ursprungsähnlichen Zustand gebracht.
Unser Photograph betätigt sich als diskreter Monteur und wirft die Dunstabzugshaube an. Ramesh, Ramamani und T.A.S. Mani diskutieren vor der Herdstelle ob der Zubereitung. Als nächstes steht Raita zur Disposition. Das ist extrem einfach zuzubereiten und geleitet mit kühlenden Eigenschaften das indische Gericht formidabel. Als ob er mich seherisch gelesen hätte, hackt Ramesh sogleich Zwiebeln und Tomaten. Hacketomaten statt Hackepeter……….
Joghurt wird mit Salz gewürzt, Korianderblätter (ersetzbar durch Pfefferminze) werden fein geschnitten und mit den Zwiebeln wie Tomaten vermischt. Abgeschmeckt mit in der Pfanne gerösteten Senfsamen. In Anlehnung an Giovanni Trappatoni: wir haben fertig. Um doch noch einmal, wenn auch kurz, abzuschweifen, besagter Fußballtrainer formte einen meiner Lieblingssätze im tretenden Ballsport: „Wir nehmen Tor wie Kinder.“ Zitieren wir dazu Loriot: „Ach !?“
Während Ramesh behutsam den Schnellkochtopf öffnet, Dampf abgelassen wird, kommt zu Gehör, daß Kurkuma anaerobe Bakterien töten soll, den Mundraum desinfiziert und folglich das Parodontoserisiko vermindert. Das vernimmt die pharmazeutische Industrie höchst ungern und fürchtet unter anderem, daß Otto Normalverbraucher das Mundwässerchen durch ein schnödes Wasserglas mit etwas Kurkumapulver ersetzen könnte. Das ist den meisten Menschen allerdings zu umständlich, lebt es sich offensichtlich wesentlich bequemer, in desodorierten Parfümhöhlen von wohlfeil geschminkten Modelldamen in die Tiefen der Männerkosmetik eingeweiht zu werden.
Widmen wir uns dem Kesari Bath Mix: Gries, Lebensmittelfarbe ( Ei der Daus…..), Safran, Zucker, Sultaninen, Cashew Nüsse, Nelken, Kardamom und Ghee (die geklärte indische Butter, das Butterschmalz Indiens) sind die Grundlage dieser Speise, die auch in heißem Wasser gekocht wird, bis sich eine sämige Creme herauskristallisiert.
Ramamani – sich lächelnd beschwerend, daß viele Männer in Indien keine große Küchenhilfe sind – portioniert und serviert vom Herd auf die hungrig ausgestreckten Teller. Zuerst wird traditionellerweise das süße Kesari Bath Mix genossen und hernach das Besi-Bele Bath mit der Raita.
Nun denn, das Instant Pulver, mit dem Ramamani für unser Kochtreffen aufwartet, ist hierzulande schwer zu kriegen. Wer unermüdlich um den Erwerb desselben kämpfen will, sollte in Indien/Bangalore unter der Telephonnummer +91-80-23602745 nach T.A. Ananthu fragen.
Weniger anstrengend dagegen wäre der Versuch, sich an den von Ramesh Shotham zur Verfügung gestellten Rezepten untenan zu verdingen und für das eigene kulinarisches Glück zu sorgen. Oder sich mit dem Buchhändler Ihres Vertrauens in Verbindung zu setzen. In Ermangelung eines solchen wäre das Internet ein zeitgenössischer, erwünschter Notnagel: www.buchgourmet.com. Dort finden Sie sicher ein entsprechendes Kochbuch zu den diversen Regionen indischer Küchenkunst.
Karthik Subramaniam empfiehlt scherzend sein Lieblingslokal in der Stadt Bangalore: Restaurant Nandini, welches beim Windsor Manor Hotel, gegenüber der Bushaltestelle Guttahalli liegt. “Dorthin geht auch kein Inder ohne Taschentuch”…………Feuer frei.
Zuguterletzt läßt mich Mike Herting noch seinen Lieblingsbrand minimalst kosten. Brandy De Jerez, Cardenal Mendoza, Solera Gran Reserva. Kein Feuerwasser. Apropos Feuerwasser, Brand und Digestiv. Da könnte ich jetzt noch eine feine Alternative vorstellen.
La Chartreuse à Voiron, ein Karthäuserlikör, um dessen Rezeptur ein Geheimnis gemacht wird. Probieren Sie einmal den ca. 55%igen grünen VEP. Ihr Verdauungstrakt verdient diese Art der Liebkosung doch, oder ? Zu beziehen über:Weinhandlung Bernd KreisBöheimstraße 43

70199 Stuttgart-Süd

Telefon: 0711-762839

Telefax: 0711-762837

Email:info@wein-kreis.de
www.wein-kreis.de

Chicken Calcutta (im Römertopf)

1 kg Hähnchenbrust
4 EL Butter
Salz, Pfeffer
1 TL Madras Curry Pulver
Saft von 1 Zitrone
1 TL Ingwer (gerieben)
1 EL scharfes Mango-Chutney
2 Apfelsinen
¼ l saure Sahne
1 Eigelb

Hähnchenbrust in kleinere Stücke zerteilen, salzen, pfeffern und mit Zitronensaft marinieren. In den gewässerten Römertopf Butterflöckchen geben, darauf die Hähnchenstücke legen, Römertopf schliessen und ca. 40 Minuten bei 220 Grad anschmoren lassen. Dann mit Curry Pulver, etwas Zitronensaft und den zerkleinerten Apfelsinenstückchen noch 1 Stunde weiterdünsten.
Topf öffnen, 10 Min überbräunen lassen. Soße mit saurer Sahne und Mango-Chutney abschmecken, mit Eigelb binden.
Dazu: Safran Basmati Reis
Dieses Rezept wurde aus einem alten Römertopfkochbuch inspiriert. Es ist kein typisch indisches Rezept, ist aber eine gute Einführung in die indische Küche für Anfänger!

Vegetable Korma (Südindien)

500ml Kokosmilch (oder besser wäre ½ frische Kokosnuss gemahlen)
½ kg Gemüse (z.B. Kartoffeln, Radieschen, Stangenbohnen, etc)
1 TL Korianderpulver
1 TL Kurkuma (Haldi)

Zum Nass-Mahlen im Steinmörser oder in der Küchenmaschine:
4 Tomaten
1 Zwiebel
2 grüne Chillies
2 Knoblauchzehen
1 Stückchen Ingwer
2 Kardamomkapseln
2 kleine Stangen Zimt
frische Korianderblätter

Öl in einem Schnellkochtopf erhitzen. Die gemahlene Gewürzmischung kurz anbraten. Dazu das Gemüse mit Korianderpulver und Kurkuma eingeben. Deckel schliessen und alles garen lassen. Die Kokosmilch dazu geben und eine Minute köcheln lassen.